Die Nummer Eins
Eine Marke hat es eindeutig geschafft, wenn ihr Name nicht nur für ein Produkt steht, sondern für eine ganze Produktgruppe. So wie das Tempo für Taschentücher steht, der Uhu für Bastelkleber und Pritt für den Klebestift. So wie Tesa für Klebestreifen und PostIt für gelbe Notizzettel steht, so steht Google für Suchmaschinen. Und das gleich weltweit. Google hat dieses Ziel also erreicht.
Noch besser – und auch das hat Google geschafft – ist es nur, wenn man gleich zum Verb wird, wenn also eine Tätigkeit mit einen Produktnamen gleichgesetzt wird. In den USA kommt diese Sprachvermischung vergleichsweise oft vor. „FedEx mir das“ sagt man, wenn man ein Expresspaket bekommen möchte. Oder „Xerox das mal“, wenn jemand Kopien anfertigen soll. Aber auch … und das hat sich mittlerweile weltweit durchgesetzt: „Ich google das mal schnell“ – für die Suche im Internet.
Die Nummer Zwei
Ziemlich blöd ist das für die Nummer Zwei auf dem Markt. Was antwortet der Chef von Kleenex oder Softis wohl, wenn man ihn (oder sie) um ein Tempo bittet? Bei Suchmaschinen ist derzeit Bing von Mircrosoft die Nummer zwei und letztens hörte ich einen Vortrag über den Arbeitsplatz der Zukunft von James Akrigg, der bei Microsoft UK Leiter der Abteilung „Technologie für Partner“ ist. Der arme kämpfte während des Vortrags damit, dass die Cortana-Spracherkennung nicht reagierte und sein Notebook über Minuten keinen Internet-Empfang hatte – weder über WLAN, noch über das schnell hereingereichte Kabel.
Aber Akrigg ist Profi und ließ sich absolut nicht aus der Ruhe bringen. Als er dann über die Suche im Internet sprach, manövrierte er sich ebenfalls äußerst geschickt um die Tatsache herum, dass die Bing-Suchmaschine aus seinem Haus nur die Nummer Zwei – hinter Google – ist. Er sagte nicht „suchen Sie das im Internet“, auch nicht „Bingen Sie das“. Er sagte frech: „Googlen Sie das mal … (kurze Pause) … in Bing“. Bei solchen Mitarbeitern muss sich doch jeder Marketing-Boss ein Freudentränchen wegwischen, oder? Mit einem Tempo natürlich!
Bildnachweis: Screenshot von Tobias Schrödel (03.06.2016)