Clevere Verspätung

Vor ein paar Tagen hat sich der Vorstand der Deutschen Bahn ein paar Millionen als Bonus ausbezahlen lassen, weil die Bahn viele der vorgegebenen Jahresziele erreicht hat. Gut, das Ziel „Pünktlichkeit“ wurde jetzt nicht wirklich erreicht. Die 0% Bonuszahlung bei der Pünktlichkeit wurden jedoch – so schreiben einige Nachrichtenmagazine – beim Ziel „Anteil Frauen in Führungspositionen auf 26% erhöhen“ wieder wett gemacht. Für diesen Teil wurde der Bonus fast verdoppelt, weil man das selbstgesteckte Ziel sogar übertraf – um genau 1%. Clever, gell?

Ich verstehe es ja. Schließlich kann der Bahnvorstand das mit den Frauen beeinflussen. Für die Pünktlichkeit oder kaputte Züge kann die Bahn aber nichts – wie man in Polen sieht. Jahrelang hat dort die Firma „Newag“, die von ihnen gebauten und von der „Niederschlesischen Eisenbahn“-Gesellschaft genutzten Züge, auch repariert und gewartet. Dann wurde der Service- und Wartungsvertrag neu ausgeschrieben. „Newag“ verlor diesen auch prompt an die günstigere Firma „SPS“. Nur … die Qualität der Reparatur von „SPS“ war mies. Immer wieder verweigerten frisch reparierte Loks mit seltsamen Fehlermeldungen den Dienst. Man stand vor einem Rätsel – und bat letztlich die polnische Hackergruppe „Dragon Sector“ und damit „Außenstehende“ um Hilfe. Clever, gell?

Die IT-Sicherheitsprofis von „Dragon Sector“ analysierten die von „Newag“ programmierte und in den Zügen installierte Software. Dabei fanden sie gleich mehrere absichtlich eingebaute Fehler, die dem Hersteller schon in der Vergangenheit lukrative Reparaturen verschafft haben – obwohl die Züge gar nicht defekt waren. Stand ein Zug zum Beispiel mehrere Tage, konnte er danach einfach nicht mehr gestartet werden – und musste in die Werkstatt. Obwohl nichts kaputt war, wohlgemerkt. Die Software blockierte einfach den Motor. Clever, gell?

Noch schamloser ist der Einbau von Geofencing. In einer Version der Steuerungssoftware der Lokomotiven fanden sich die Geokoordinaten von Eisenbahnwerkstätten der Konkurrenz. Wurde dort ein Zug repariert, zeigte die Lok anschließend noch mehr Fehlermeldungen an. Manche Loks ließen sich nach der Wartung „beim günstigeren Konkurrenten“ einfach nicht mehr starten, was zu Strafzahlungen der „Niederschlesischen Eisenbahn“ wegen ausgefallener Verbindungen führte und vermutlich die Rückkehr zu „Newag“ beschleunigen sollte. Denn … und das macht das ganze rund: die Hacker fanden zudem eine nicht dokumentierte Tastenkombination, die die „Fehler“ einfach in Luft auflöste und die (vermutlich) nur dem Hersteller bekannt war. „Newag“ konnte die ganzen kaputten Züge quasi mit einem „Ctrl-Alt-Delete“ wieder auf die Schiene bringen. Clever, gell?

Sehen Sie … die Pünktlichkeit der Bahn könnte auch hierzulande von Siemens oder Bombardier sabotiert sein. Wäre ich Bahnvorstand, würde ich meinen Bonus daher auch lieber mit der Frauenquote in Führungspositionen berechnen lassen. Die lässt sich nicht so einfach manipulieren. Obwohl … das neue Selbstbestimmungsgesetz der Ampelregierung erlaubt es jeder Frau, ihr Geschlecht ganz einfach auf „Mann“ zu ändern. Keine blöde Idee übrigens für die jetzt noch weiblichen Führungskräfte. Schließlich verdienen Männer bei gleicher Qualifikation im Schnitt 18% mehr. Clever, gell?

4 Kommentare zu “Clevere Verspätung

  1. Das mit der frisierten Firmware ist schon megadreist und kriminell! Hat das eigentlich zu entsprechenden juristischen Folgen geführt? Da kommt ausserdem die Frage auf, gibt es das auch bei Autos?

  2. Mir fehlen die Worte! Das ist unglaublich und nicht nachvollziehbar! Warum sollte man gegen solche kriminelle Sabotage nicht vorgehen wollen? Kopfkratz…

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