10 PRINT „WIR SIND HELDEN“; 20 GOTO 10

Programmierer haben es ja echt schwer. Ich bin selbst gelernter Anwendungsentwickler, ich weiß also, wovon ich spreche. Kaum ein anderer Beruf hat so mit Vorurteilen zu kämpfen. Softwareentwickler seien Kontaktscheu, können kaum korrekte Sätze sprechen und haben eine mangelnde Sozialkompetenz – heißt es oft. Außerdem sind sie so blass, weil sie UV-Strahlung nur aus dem Monitor kennen und nicht vom Leben auf der Straße.

Kein Wunder, schließlich ist es da unten im mit halbleeren Pizzaschachteln vollgemüllten Kellerbüro immer so dunkel, weil das kleine Fenster seit Jahren von dem leeren Karton der Firma Dell verstellt ist. Vom muffigen Geruch da unten mal ganz zu schweigen.

Aber wie bei der Müllabfuhr oder dem Toilettenputzen ist der Beruf des Programmierers halt auch wichtig. Und irgendeiner muss den Job ja schließlich machen. Meiner Meinung nach sind Softwareentwickler eigentlich echt smarte Menschen! Programmieren fördert nämlich logisches Denken.

Wer komplexere Software entwickeln will, muss in der Lage sein, ein Problem zu analysieren und es anschließend zu lösen. Diese Lösung sollte modular sein und alle Eventualitäten abdecken, wenn das Computerprogramm nicht permanent Fehler erzeugen soll. Und selbst einfache Vorgänge sind komplexer als Nicht-Programmierer denken.

Beispiel: in der Nase bohren. Im Computerprogramm wäre das: Arm heben, Nasenloch anvisieren, Arm weiter heben und bei einem Treffer den Finger rotieren, Arm absenken, Popel wegschnippen und Finger an der Hose abwischen. Wetten, Sie hätten vergessen, den Finger auszustrecken, bevor er in das Nasenloch eingeführt wird? Sehen Sie. Als Programmierer muss man echt an Alles denken. Seht uns also nicht als Nerds, seht uns als Helden! Oder wie sonst soll diese ganze Digitalisierung funktionieren? Irgendeiner muss Euch ja schließlich die Programme schreiben, die zukünftig Eure Smartphones, Computer oder Laptops bedienen. Oder Eure Fensterläden, den Mixer und die internetfähigen, elektrischen Zahnbürsten.

Die designierte Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär hat nicht umsonst gesagt, dass Programmieren „in die Lehrpläne der Grundschule“ gehöre. Super Idee! Recht hat sie. Jetzt müssen die GrundschullehrerInnen nur noch schnell Informatik lernen und die Räumlichkeiten in den Schulen hergerichtet werden. Die Keller in den Schulen brauchen also Ethernetanschlüsse und eventuell vorhandene Fenster müssen mit alten Kartons verstellt werden. Fertig! Und falls eine Grundschule mal keinen passenden Programmierraum im Keller hat: Die Umkleiden im Sportbereich tun es meist auch. Sie sind fensterlos und außerdem riecht es da schon so, wie es soll.


Bildnachweis: Pizzakarton (c) Daniel Täger // Programmierer (c) olly // beide via fotolia

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