Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern

Im März 2014 habe ich Facebooks Kauf von WhatsApp für 19 Milliarden Dollar eine Fehlinvestition genannt. Da war ein Fehler meinerseits, denn WhatsApp hat Facebook am Leben gehalten, auch wenn mir der Preis dafür immer noch absurd hoch vorkommt. Aber was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? WhatsApp war es damals wichtig, seine hohen Datenschutzstandards nicht aufzuweichen. So sagte Jan Koum, einer der Gründer von WhatsApp, beim Verkauf, dass sich durch die Übernahme an der strengen Datenschutzrichtlinie seines Unternehmens und dem Umgang mit Nutzerdaten „nichts“ ändern würde. „Hätten wir unsere Grundprinzipien einbüßen müssen, (…), hätte es keine Partnerschaft zwischen unseren beiden Unternehmen gegeben (…)“.

Nun denkt sich WhatsApp offenbar das, was angeblich schon Konrad Adenauer laut aussprach: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“ WhatsApp hat kürzlich bekanntgegeben, dass alle Telefonnummern (die sie ja zwangsläufig von allen WhatsApp-Nutzern kennen, da WhatsApp ja sonst nicht funktioniert) an Facebook weitergegeben wreden. Der Grund wird auch genannt: „(…) möchten wir Wege erkunden, wie du mit Unternehmen, die dir wichtig sind, kommunizieren kannst (…).“ Richtig muss es wohl heißen: wie Unternehmen mit dir kommunizieren können.

Und weiter: „Ob es eine Nachricht von deiner Bank ist, die dir eine möglicherweise betrügerische Transaktion meldet oder eine Nachricht einer Fluggesellschaft, die dich über eine Flugverspätung informiert (…)“ Ergänzend darf ich noch hinzufügen: oder eine Versicherung, ein Mobilfunkprovider oder jemand anderes, der dir ein neues Angebot aufschwatzen möchte, an dem WhatsApp/Facebook mitverdient.

WhatsApp ZustimmenWie auch immer. WhatsApp muss dafür die Nutzungsbedingungen ändern. Das gute daran ist, dass man denen ja noch zustimmen muss, die Weitergabe meiner Handynummer an Facebook also nicht einfach so passiert. Die schlechte Nachricht ist, dass es in den neuen AGB nur einen „Zustimmen“-Button gibt, aber keinen zum Ablehnen.

Man ist also gezwungen zuzustimmen. Oder doch nicht? Im Netz kursieren diverse Anleitungen (hier, hier), wie man drum herumkommt. Einfach gesagt: Finde den kleinen „Erfahre mehr“ Link in den AGB und entferne dann das Häkchen bei „Meine Account-Info teilen“.

WhatsAppDas Entfernen des Häkchens hat aber einen Haken: WhatsApp gibt meine Handynummer trotzdem an Facebook weiter. Facebook will sie dann aber nur intern nutzen* und nicht „um meine Erlebnisse mit Werbung und Produkten zu verbessern„.

Und morgen heißt es dann wieder: Was kümmert mich mein Geschwätz von vorgestern.


* wie das gehen soll, ist mir ohnehin ein Rätsel, denn wenn ich in den WhatsApp-AGB ein Häkchen entferne, dann ist das doch nicht für Facebook bindend. Denn in deren AGB habe ich nichts gefunden, dass die mit Daten, die sie von Dritten (in dem Fall WhatsApp) bekommen, so umgehen, wie es in den AGB der Dritten steht. Im Gegenteil. Da steht sinngemäß drinnen, dass die mit den Daten, die sie haben, so ziemlich alles tun und lassen können, was sie möchten.

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