Von vorne nach hinten

Bestimmt kennen Sie die Abkürzung www für World Wide Web. Besonders in den Anfangszeiten des Internets stand vor jeder Webseite praktisch immer dieses www. Mittlerweile hat sich das geändert. Ein Beispiel: Neben www.supermarkt.de gibt es auch gewinnspiel.supermarkt.de oder auch frischetheke.supermarkt.de – kurzum, man erreicht unterschiedliche Webseiten (oder Dienste) unter der Hauptdomain supermarkt.de durch das Voranstellen eines Hostnamen bzw. einer Sub-Domain wie gewinnspiel oder frischetheke.

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, seine Webseite zu organisieren. Durch Unterverzeichnisse nämlich. Unser Gewinnspiel oder die Angebote der Frischetheke hätte der Administrator unseres Supermarktes auch über www.supermarkt.de/gewinnspiel und www.supermarkt.de/frischetheke ablegen können. Für Kunden ist das vermutlich gehupft wie gesprungen.

Technisch gesehen sind Sub-Domains und Unterverzeichnisse jedoch etwas völlig anderes. Sehr vereinfacht gesagt, ist jede Subdomain wie www oder gewinnspiel ein eigener Computer, während Unterverzeichnisse auf einem einzelnen Rechner zu finden sind, so wie c:\dokumente und c:\programme auf Ihrem Laptop.

Und für unsere Privatsphäre im Netz ist das ein wichtiger Unterschied, denn unsere Browser speichern die Privatsphäre-Einstellungen für jede einzelne Sub-Domain. Das ist wichtig, wenn man z.B. den eigenen Standort nur maps.google.com (also dem Kartendienst) für Wegbeschreibungen zur Verfügung stellen möchte, aber eben nicht www.google.com (der Suchmaschine) bei jeder Suchanfrage.

Leider können Sie das obige Beispiel schon seit längerem nicht mehr ausprobieren. Etwa 2019 hat Google seinen Landkartendienst nämlich umgezogen. Von maps.google.com auf www.google.com/maps, also (vereinfacht gesagt) von einem eigenen Server in ein Unterverzeichnis. Wer maps.google.com in die Adresszeile des Browsers eintippt, wird sofort auf www.google.com/maps weitergeleitet.

Und wer nun den eigenen Standort dauerhaft für Google-Maps freigibt, macht das eben nicht nur für den Kartendienst, sondern auch für die Suchmaschine.

Dass das eine kalkulierte Aktion war, um an mehr Standortdaten seiner User zu kommen, halte ich für sehr wahrscheinlich. Schließlich sind praktisch alle anderen Google Dienste weiterhin auf eigenen Servern (Sub-Domains) zu finden, für die sich im Browser unterschiedliche Privatsphäreneinstellungen einstellen lassen: play.google.com ebenso wie docs.google.com oder fonts.google.com sowie cloud.google.com aber auch photos.google.com und mail.google.com. Nur maps.google.com funktioniert nicht (mehr).

Sollen wir uns jetzt über Google aufregen? Ich denke das ist nutzlos. Zudem: alle anderen großen Suchmaschinen machen es genauso. Microsofts Suchmaschine Bing hat die Karte ebenso in ein Unterverzeichnis gelegt, wie der russische Marktführer Yandex. Einzige Ausnahme ist mit map.baidu.com ausgerechnet Baidu, die führende Suchmaschine in China. Aber das liegt vermutlich daran, dass die Chinesen gar keine Suchmaschine benötigen, um herauszufinden, wo wir jetzt gerade sind.

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