Vierzehn Stück sind es. Nur vierzehn. Eine weniger als ursprünglich in der Packung waren. Eine fehlt also. Ich weiß nicht mehr warum. Vermutlich war sie kaputt. Auf der Packung steht »15 LED Weihnachtsbaumkerzen mit Fernbedienung«. In der Packung belegen aber nur vierzehn Kerzen vierzehn von fünfzehn vorgestanzten Ausbuchtungen. Es ist egal, der Weihnachtsbaum steht in einer Zimmerecke, so dass nur eine Seite geschmückt werden muss. Vierzehn LED-Kerzen werden reichen. Müssen reichen.
Wie jedes Jahr hole ich zwei Packungen Batterien aus meinem Heimwerker-Werkzeugschrank, schraube vierzehn Plastikkerzen auf, stecke eine Batterie hinein und schraube sie wieder zu. Vierzehn LED-Kerzen leuchten jetzt, aber ich kann sie nicht ausschalten. Die Fernbedienung funktioniert nicht. Auch ihr fehlen die Batterien. Ich schiebe den Deckel des Batteriefachs auf und stecke die 15. und 16. Batterie dort hinein. Nun gehen auf Knopfdruck 14 Kerzen aus. Und wieder an. Weihnachten 2024 kann kommen.
Es ist schon erstaunlich, wieviel Batterien wir an Weihnachten verbrauchen. Ist es mehr als letztes Jahr? Insgesamt vermutlich ja. Es gibt ja auch noch falsche Kerzen, die im Garten flackern, ein paar leuchtende Weihnachtssterne im Fenster und einen LED-Teppich, der genau so billig funzelt, wie er billig war. Alle fressen Batterien.
Nicht nur ich benötige fast jedes Jahr mehr Energie. Die Tech-Riesen Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp), Google und Microsoft werden das auch. Da geht es aber nicht um ein paar Batterien mehr oder weniger. Da geht es um Megawattstunden. Der Grund ist Künstliche Intelligenz. Die Rechenzentren, die benötigt werden, um uns mittels chat-GPT »kluge Texte« oder mittels Midjourney »täuschend echte Bilder« zu generieren, schaufeln die Energie geradezu in sich hinein. Und es wird immer mehr. Nach Schätzungen der Beraterfirma Goldman Sachs wird sich der Stromverbrauch von Rechenzentren in den USA in den kommenden sieben Jahren verdreifachen. Für fast 50 Gigawatt fehlen derzeit noch die Kapazitäten in den existierenden Kraftwerken.
Meta sucht deswegen Mitarbeiter, die ihnen bei der Beantragung, Planung und dem Bau eigener (!) Atomkraftwerke helfen. Bewerbungen werden noch bis zum 3. Januar entgegengenommen. Google arbeitet mit einem Startup zusammen, das Atomreaktoren mit neuartiger Kühlung entwickelt. Amazon hat große Beträge in die Entwicklung kleiner, modularer Atomreaktoren investiert. Und Microsoft will gar einen abgeschalteten Atommeiler bis 2028 wieder ans Netz bringen.
Muss das wirklich sein? Kann man keine Energie sparen? Also: Vierzehn statt fünfzehn? So wie ich. Potential gibt es jedenfalls genug. Besonders beim Stromfresser KI. Lässt sich jemand zum Beispiel von Midjourney ein Bild erzeugen, generiert die KI gleich vier Bilder, von denen sich der User eines aussucht. Die drei anderen wandern sofort in die Tonne, das für sie erzeugte CO2 unnötig in die Atmosphäre.
Nun ja … ich darf jedenfalls nicht vergessen, zwei oder drei neue Zehnerpacks Batterien zu kaufen und mein Reservoir im Heimwerker-Werkzeugschrank wieder aufzufüllen. Weihnachten 2025 kommt schließlich schneller, als man denkt.
Hallo Tobias, ich wollte nur etwas zum ersten Teil Ihrer Stammgastkolumne schreiben der zweite Teil ist mir zu hoch weil wir dagegen doch nichts machen können. Aber Sie haben noch einen gewaltigen Stromfresser nicht erwähnt, die digitale Währung. Wenn ich zum Bäcker gehe und die Brötchen mit einem Euro bezahlen möchte werden erst mal einige Hochleistung Computer angeschmissen um den Euro zu erzeugen. Ohne diesen Mist greife ich in meine rechte Tasche, da liegt immer ein Euro, greife diesen und bezahle die Brötchen, Energieverbrauch – die Kasse und das Licht überm Tresen.
So aber jetzt zum ersten Teil, wegen dieser vielen Batterien. Vor einiger Zeit habe ich mal gelesen und mir gleich zu Eigen gemacht:
eine KWh Batterien kostet etwa 300 Euro
eine KWh Aufladbare kostet etwa 30 Euro
eine KWh Strom Steckdose kostet etwa 30 Cent
Es gibt natürlich einige Sachen wo es gar nicht ohne Batterien geht, Fernbedienung, Uhr, Taschenrechner, aber wo es geht sollte man doch diesen Vergleich anstellen. Ein Weihnachtsbaum mit Lichter mit Kabel sieht auch nicht schlecht aus wie auf dem Bild von Tobias!
Das wollte ich nur mal in aller Kürze mitteilen.
Jetzt aber lieber Tobias eine frohe Weihnacht, weiterhin viele gute Einfälle und immer einen Tropfen Tinte an der Feder.
Vielen Dank Peter aus Wolgast für den Kommentar. Das mit 300, 30 und 3 ist super und gefällt mir gut für die Relation. Und … ich hätte gerne auch so eine rechte Tasche :-)
Schöne Feiertage!