Vor kurzem zitierte eine große Tageszeitung mit vielen Bildern und wenig Text ein Reisemagazin, dass Flugtickets beim Kauf über das Handy teurer sind, als wenn man sie sich am billigen Windows-PC kauft. Von den durchgeführten Preisabfragen zeigten mehr als die Hälfte einen höheren Preis, wenn die Abfrage vom Handy kam – was technisch auch durchaus machbar ist.
Hm, ich hab’ immer gedacht, dass die Airlines auf Gedeih und Verderb mit dem billigsten Preis am Markt sein wollen? Will nicht das Lufthansa-Management Billigpreise anbieten und muss deshalb bei den Mitarbeitern sparen? Und ist es daher nicht völlig unsinnig, einen Flug um 20€ teurer anzubieten, weil der interessierte Kunde den Preis auf einem teuren Handy abfragt? Wenn die Konkurrenz auf der gleichen Flugstrecke diesen „Handy-Aufschlag“ nicht macht, verliert man schnell einen Passagier und 150€ bis 300€ an den Mitbewerber.
Weiterhin wäre die „Handy-Aufpreis-Strategie“ in dutzenden Meetings diskutiert worden. Alleine die Kosten für Pflichtenheft, Programmierung, Test und Abnahme betrügen locker 100.000€. Um alleine das wieder zu reinzukriegen, müssten schon verdammt viele Kunden auf das teurere „Handy-Angebot“ hereinfallen. Und wenn das rauskäme … Kurzum: es ergibt für Fluggesellschaften überhaupt keinen Sinn, sowas zu machen.
Um dem immer wiederkehrenden Mythos aber mal endgültig auf den Grund zu gehen, habe ich mit vier Kollegen der stern TV-Redaktion einen stundenlangen Test durchgeführt und über 400 Flugpreise abgefragt. Zeitgleich drückten insgesamt fünf Personen in fünf Städten auf einem PC (Browser) und auf einem Handy (App oder Handy-Browser) auf den „Suchen“-Knopf und haben den Preis für die gleiche Flugstrecke am gleichen Tag abgefragt – bei 5 Airlines und 16 Reiseportalen.
Ergebnis: die Preise sind in über 50% der Fälle auf den Cent identisch. Der Rest der Preise unterscheidet sich (bis auf eine Handvoll Ausreißer) nur marginal. 1€ bis max 27€ bei einem Interkontinentalflug. Mal war es am Handy unwesentlich „teurer“, mal am PC. Von Abzocke oder wechselnden Preisen je Endgerät oder Wohnort kann überhaupt keine Rede sein.
Woher kommt also das Gerücht über große Differenzen bei den Flugpreisen? Eine Auswertung unserer Testergebnisse brachte dann endlich die Lösung! Es spielt zwar keine Rolle, von welchem Endgerät man bucht, aber sehr wohl, wohin man bucht! So waren durchgängig Flüge auf die Malediven teurer als die nach nach Hannover oder Paderborn. Wer beim Fliegen also sparen will, fliegt einfach nicht so weit weg!
Ich bin nun ein wenig verwirrt und habe gleichzeitig dazu gelernt. Dabei kann ich mich an mehrere Artikel in Zeitschriften erinnern, wo erklärt wurde, dass zum Beispiel Nutzer von Macintosh-Rechnern mehr im Versandhandel bezahlen als Anwender von Windows-Rechnern. Ob dies einfach auch nur ein Gerücht ist?
Nein, das ist kein Gerücht. Es gab m.W. einen nachgewiesenen Fall in den USA. Allerdings hat der das auch ganz schnell wieder aufgegeben. Aber es entstand das Gerücht, dass das viele tun. Technisch jedenfalls ist das auch alles überhaupt kein Problem.
Der systematische Ansatz mit theoretischer Überlegung und praktischem Nachweis gefällt mir. Allerdings bin auch ich verwirrt. Kosten Ferndestinationen über Handy mehr als ab PC – oder war der Schlusstext ironisch gemeint im Sinne von – wer weiter fliegt der zahlt auch mehr. Nach meinem Verständnis sind beide Interpretationen möglich.
das war ironisch gemeint. Egal ob nah oder fern – der Preis unterschied sich nicht, egal ob er vom Handy abgefragt wurde oder vom PC.