Erst vor zwei Wochen habe ich Ihnen von einer skurrilen Art der Werbung erzählt. Ein Automobilhersteller hat doch tatsächlich ein Patent für Werbung im Auto auf dem Bildschirm im Armaturenbrett angemeldet. Hoffentlich läuft dort das Werbevideo nur, wenn man an der roten Ampel steht, und nicht gerade, wenn man auf der Landstraße einen LKW überholt.
Eine ähnlich absurde Werbeplattform habe ich neulich auf Amazon entdeckt. Dort gibt es den neuen eBook-Reader wahlweise mit oder ohne Werbung. Der Preisunterschied zwischen den beiden Geräten liegt dabei etwas unter 20 Euro. Wer seine Bücher ohne Werbung lesen möchte, muss also mehr Geld auf den Tisch legen.
Frechheit! Wieder wird schleichend Werbung eingeführt, wo sie nicht hingehört. Nämlich dort, wo ich bereits für ein Produkt bezahlt habe oder für einen Dienst im Abo bezahle. Und damit habe ich ein Problem. Es geht doch nur darum, das verkaufte Produkt für den Hersteller noch lukrativer zu machen. Quasi neben dem Verkaufspreis eine zusätzliche, vor allen Dingen regelmäßige, Einnahmequelle zu erzeugen. Und absurderweise wird die Werbung in diesem Fall nur den Menschen angezeigt, die sich 20 Euro beim Kauf eines eBook-Readers sparen wollen oder gar müssen. Also bei denen, die nicht unbedingt zur Zielgruppe von reichen Konsumgeiern gehören, die sich schnell mal jedes zweite eingeblendete Gadget bestellen können.
Ich kann ja YouTube verstehen, die eine riesige Infrastruktur an Servern bezahlen und betreiben müssen, obwohl jeder (auch ich) einfach nur kostenlos Videos schauen will. Die Zeit der kostenlosen digitalen Dienste ist vorbei. Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Aber bei einem eBook-Reader, den ich benötige, um überhaupt eBooks zu lesen? Ein eBook dürfte nach der vermutlich weitgehend automatisierten Erstellung noch mehr Marge beim Verkauf erzeugen als Kaffee. Der Verkauf eines eBooks kostet (fast) nichts. Kein Papier, keinen Druck, keinen Versand. Und jeder Leser zahlt voll. Eigentlich könnte Amazon die eBook-Reader kostenlos oder zumindest massiv subventioniert verteilen. Ähnlich wie sich Drucker über die überteuerten Tinten und Toner finanzieren.
Allerdings ist Amazons Kindle mit Werbung (noch?) recht zurückhaltend. Laut Produktseite zeigt der Kindle eReader Anzeigen nur »als Bildschirmschoner, wenn sich das Gerät im Ruhemodus befindet, und auf der Startseite an.« Es ist also gar nicht so schlimm, wie ich zuerst dachte. Beim Lesen von Anna Karenina drängt sich das Opernhaus nicht mit einem Angebot für ein Theater-Abo auf. Auch bei Schneewittchen kommt nicht jede dritte Seite eine Fruchtzwerge-Werbung daher. Und es ist mitnichten so, dass man jetzt beim Umblättern in seinem Krimi erfährt, dass der Gärtner der Mörder war, der das Opfer hinterm Haus verbuddelt hat – und zwar schnell und bequem mit dem rückenschonenden Klappspaten von OBI für nur 39,99 Euro.
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Was mich besonders störst ist, dass ich die Werbung, die ich eigentlich nicht will, auch noch bezahlen muß. Mit meinem Datenvolumen.
Kennt nicht jemand einen Anwalt der sich den Spaß erlaubt das einzuklagen?