Pornos gucken für den Datenschutz

Zusammen mit einem Freund hat mein Bruder in München die Stand-Up Comedy Veranstaltung „Punchlines“ in Leben gerufen. Dort treten nun schon bald zum sechsten Mal vier Comedians nacheinander in einem Boxring auf und bringen das Publikum zum Lachen. Das außergewöhnliche an der Veranstaltung ist, dass nicht nur die Punchline (Pointe) des Witzes treffen soll. In der Pause treten nämlich zwei Boxer aus dem Stall des Hausherren gegeneinander an und vermöbeln sich, während der staunende – und im Boxen meist unerfahrene – Zuschauer in maximal drei Meter Entfernung das Aufklatschen der Handschuhe auf Nasenflügeln beobachten kann.

Ein gern gesehener Gast bei diesen Events ist der New Yorker Comedian Wayne Darrin. In einem seiner letzten Programme hat er sich darüber lustig gemacht, was Google & Co. alles über uns weiß und wie wir zu Werbezwecken kategorisiert werden. Tatsächlich dürfen in den USA schon seit Jahren Internet-Provider die Online-Aktivitäten und Bewegungsmuster ihrer Kunden speichern, auswerten und verkaufen. Dies wollte die Telecom Regulierungsbehörde FCC nun ändern und hat daher Datenschutzrichtlinien erlassen, die für Datenverkäufe eine Erlaubnis der Nutzer voraussetzt.

Aber daraus wird nichts, denn der US-Senat hat die Regelung abgelehnt, ebenso das Unterhaus im Kongress. Da war große Lobbyarbeit am Werk. Daten und Profile von Nutzern dürfen in den USA also weiterhin ohne Zustimmung und ohne das Wissen der dazugehörigen Menschen verkauft werden. Hier wäre das ein Mega-Skandal gewesen, in Amerika reichte die Meldung gerade mal für Seite 3. Dazu muss man wissen, dass die Amerikaner uns Europäer in Sachen Datenschutz eh für völlig ballaballa halten. Letztens hörte ich die Geschichte, dass ein US-Professor unser Getue für heuchlerisch halte, weil man in Europa ja nackt in die Sauna geht, gleichzeitig aber für strikte Privatsphäre sei – und das kann ja nicht zusammenpassen.

Abhilfe gegen Profilsammler schaffen nur Ad-Blocker, Proxy-Dienste zum Anonymisieren – oder ein kleines Tool namens „Internet Noise“ des Amerikaners Dan Schultz. Sein Programm ruft in unserem Browser einfach zufällige Begriffe in Google auf und besucht dann willkürlich gefundene Seite. So wird unser Werbeprofil richtig schön verfälscht.

Comedian Wayne Darrin übrigens hat keine Angst vor Google und anderen Werbefirmen. Wenn die sein Online-Profil sähen – so meinte er – würde die sich nur denken: „Oh Gott, der guckt ja viele Pornos. Lösch den sofort!“ Auch eine Methode, die man ja zumindest mal ausprobieren kann.


Bildnachweis: Screenshot gepixelt

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