Mit Milch und Zucker

Der Betreiber eines Kölner Cafes hat die Benutzung von Laptops verboten. Schilder auf den Tischen weisen die Gäste darauf hin. Als Grund gibt der Gastronom an, dass er schließlich keinen Co-Working-Space anbiete. So heißen Büros, die man sich tages-, wochen- oder monatsweise mieten kann und deren Gemeinschaftsräume, also Besprechungsräume, Toiletten oder Küche, man sich mit den anderen Mietern teilt.

Rafet Aydodgu, so heißt der Kaffeehausbesitzer, sagt in einer Erklärung, dass die arbeitenden Bürohengste viel Platz benötigen. Meist zwei oder mehr Plätze. Sie konsumieren außerdem weniger im Vergleich zur Laufkundschaft. Diese kommt, trinkt teuren Kaffee und macht dann Platz für die Nächsten, die teuren Kaffee trinken. Die Büromenschen hingegen machen Kaffeepause. Gemeint ist die Pause zwischen zwei Kaffees – um zu arbeiten. Dabei stören sie mit ihrem lauten Getippe zudem die anderen Gäste. Ich persönlich finde ja die am schlimmsten, die in aller Öffentlichkeit aktiv (=sprechend) an Videokonferenzen teilnehmen.

Schaut man auf die Google Bewertungen, wird klar, dass das Konzept des Laptopverbots nicht bei allen gut ankommt. Andere wiederum begrüßen die Maßnahme. Es sieht also so aus, dass es für alle Möglichkeiten die passende Kundschaft gibt.

Allerdings frage ich mich auch, wo die Leute angestellt sind, die ins Cafe um die Ecke gehen müssen, um in Ruhe arbeiten zu können. Ich dachte, dass es mittlerweile fast schon Standard ist, dass man im Büro vollumfänglich versorgt wird. Mit Ruhebereichen und Quick-Nap-Stühlen. Mit Kreativräumen in denen Whiteboards über Sofas hängen. Mit Tischkickern und Dartscheiben um die Gedanke frei zu machen und die Nackenmuskulatur zu lockern. Mit Obst, Powerriegeln und … kostenlosem Wasser, Tee und Kaffee. Überbieten sich da nicht gerade die Start-ups mit solchen Angeboten in der Work-Life-Balance?

Herrn Aydodgu könnte auch einfach keinen Kaffee in seinem Cafe mehr verkaufen – sondern verschenken. Das geht auch und wird sich trotzdem rechnen, wenn er die Tische tagesweise an Menschen mit Laptop vermietet. Mit Obst, Powerriegeln und … kostenlosem Wasser, Tee und Kaffee. Aber dann wäre das ja wie ein Co-Working-Space und das wollte er ja nicht.

Da fällt mir aber noch eine andere Idee für ihn ein. Er kann es einfach wie die Wiesnwirte auf dem Münchner Oktoberfest machen. Dort kriegst Du einen Tisch zwar für sechs Stunden umsonst, aber Du musst halt einen Mindestumsatz so um die 500€ machen. Selbst bei Caffe Latte Preisen jenseits der 5€ ist jeder Gast, der dieses Umsatzziel erreichen will, entweder beim Trinken oder beim Pinkeln – und kann dann auch keine anderen Gäste mit Tastaturgeklimper stören. Eine win-win-Situation würde ich sagen.

4 Kommentare zu “Mit Milch und Zucker

  1. In München gibt es bei schönem Wetter noch eine alternative.
    Ich hab als selbständiger mein Büro in den Aubinger Biergarten verlegt. Niemand stört sich daran und es ist unter Tags sehr ruhig.
    Mit einer Russenmaß (Weizen mit Zitronenlimonade) und einer großen Breze unter einem Kastanienbaum … gibt es ein angenehmeres arbeiten?

  2. „Allerdings frage ich mich auch, wo die Leute angestellt sind, die ins Cafe um die Ecke gehen müssen, um in Ruhe arbeiten zu können.“ Die sind bei ganz normalen Firmen (keine hippen Start-Ups) angestellt, wollen aber alle Remote arbeiten (sog. Homeoffice (Telearbeit), nicht zu verwechseln mit dem Home Office (Innenministerium) und haben Zuhause keinen Platz und/oder keine Ruhe.

    • ..aber warum soll ein Wirt dieses Bedürfnis abdecken? Allenfalls für 20€/h ab der 2.Stunde?

      Abgesehen davon: als normaler Kaffetrinker möchte ich keine dienstlichen Internas anderer mitbekommen, egal ob Mobile, Skype, Webex, Teams oder wdTw…

  3. Kann er als Betreiber der Lokalität ja auch so machen, das ist seine unternehmerische Entscheidung. Mittlerweile gibts sogar Restaurants, in denen die Benutzung von Smartphones untersagt ist. Ich persönlich finde das durchaus ok, denn es gibt Menschen, die einfach nur in Ruhe essen oder ihren Kaffee genießen wollen. Wem die Rahmenbedingungen nicht passen, der muss da ja nicht hin gehen.

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