Kopie einer Kopie

Wer heute ein Computerspiel auf einem Medium wie einer CD oder DVD kauft, der kauft in vielen Fällen auch einen Kopierschutz mit. Zu Zeiten, in denen meine Kumpels und ich noch einen Sinclair Spectrum, Amiga oder Atari ST zu Hause hatten, gab es Anfangs noch keinen Kopierschutz und es war es Gang und Gäbe, sich Computerspiele zu kopieren. Das war zwar nicht OK, aber alle haben es gemacht.

Sehr ähnlich ist es, seit Musik digital verbreitet wird und eine Kopie sich qualitativ nicht vom Original zu unterscheiden lässt. Anstatt sich für 20€ eine CD mit 10 Liedern zu kaufen, wird schnell mal die USB-Festplatte des Arbeitskollegen mit 30.000 Songs kopiert. Klar, dass die Hersteller das unterbinden wollen.

Die ersten Kopierschutzverfahren bei Disketten arbeiteten mit eingebrannten Löchern und vom Standard abweichenden Blockgrößen und Sektoren. Heute nisten sie sich tief ins Betriebssystem ein, verändern es zum Teil sogar und bleiben teilweise sogar auf dem System, wenn das Spiel längst gelöscht wurde. Andere, mittels Digital Rights Management geschützte Musik-CDs ließen sich zum Teil auf älteren CD-Playern in Autos gar nicht erst abspielen. Das war schon völlig absurd.

Bei Computerspielen treiben sie es jetzt aber auf die Spitze. Der Denuvo 4 Kopierschutz fragt bis zu 30 mal pro Sekunden ab, ob die Original-Scheibe im Laufwerk liegt. Das ist deshalb absurd, weil das das System ohne Ende bremst – obwohl man eigentlich für grafisch anspruchsvolle Spiele richtig Performance braucht. Half trotzdem nichts, es wurde bereits nach wenigen Wochen geknackt.

Aus meiner Sicht ist „Kopierschutz“ eh am Ende. Um die Cracker außen vor zu halten, müssen immer neue Tricks her, die das System blockieren oder verlangsamen. Außerdem verändert sich das Verhalten der User. (Fast) kein Mensch legt mehr Wert darauf, ein Album oder die Spielebox zu besitzen und im Regal zu haben. Spiele, Filme und Musik werden flüchtig, sie fließen nur noch durch den Monitor und durch die Ohren. Spotify, Napster, Netflix, Apple Music, Amazon Prime Video, Valves Steam – und wie sie alle heißen.

Kein Mensch braucht deshalb noch Kopierschutz, seit es Streams und Abos gibt. Die einzige „Kopie“ hat man dann im Kopf, wenn man mitsingt. Das muss niemand schützen, denn das klingt bei mir zumindest so schräg wie damals, als wir die Top-10 noch aus dem Radio aufgenommen und dann von Kassette zu Kassette zu Kassette weiterkopiert haben.

Ein Kommentar zu “Kopie einer Kopie

  1. In Österreich wurde von der AKM in den 70ern eine Leerkassettenabgabe eingeführt (in Deutschland sicher was ähnliches von der GEMA) mit der Künstler unterstützt werden sollten, da man ja vorwiegend vom Radio kostenlos Musik aufgenommen hat.
    Kassetten sind jetzt nicht mehr im Umlauf, es kam die CD, dann die DVD und jetzt wird der Betrag beim Kauf von Festplatten etc. eingehoben.
    Nur jetzt werden Festplatten nicht wie Kassetten hauptsächlich für Musik verwendet. Aber egal, Hauptsache es kommt Geld rein. Und das bekommen vorwiegend jene Musiker, die sowieso Unsummen verdienen und nicht der kleine Musiker, der immer als Argument herhalten muß.

    Aber wie ist das jetzt: ich zahle eine Abgabe für das Kopieren von Musik, das ich ja eigentlich nicht machen darf. Bedeutet das, daß ich jetzt kopieren darf weil ich die Abgabe ja schon im Vorhinein bezahlt habe?

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