Ich weiß, was in Deiner Garage steht

Na? Lust sich die Urlaubsfotos der Nachbarn anzusehen? Nein? Verstehe ich. Man verbindet nichts mit dem abgebildeten Strand und das Foto von dem gegrillten Fisch assoziiert man auch nicht mit dem netten Restaurant am Hafen.

Und doch gibt es einen Job, bei dem man Bilder anderer Menschen ansieht. Was erst einmal klingt, wie ein Job aus der Hölle, entpuppt sich als Job in der Hightech-Branche mit künstlicher Intelligenz und der Entwicklung autonom fahrender Autos bei Tesla.

Die Software in den Fahrzeugen wird Dank künstlicher Intelligenz (KI) immer besser. Doch wie bei jeder anderen KI auch, muss diese trainiert werden. Und damit die KI lernen kann, sitzen bei Tesla dutzende Menschen und korrigieren oder bestätigen das, was das System auf einem Foto erkannt haben will. Die Bilder (und Videos) stammen von verkauften Teslas weltweit. Je mehr Bilder von realen Situationen verarbeitet werden, desto besser kann das Auto später einen echten Menschen am Straßenrand von einem Gesicht auf einem Wahlplakat unterscheiden.

Das heißt aber auch: es gibt wildfremde Leute, die schauen sich Videos von Fahrzeugen an, die irgendwo rumfahren oder in der Einfahrt stehen. Vielleicht sehen sie dabei Kinder beim Planschen im Pool. Oder was jemand nach dem Einkauf in seinen Kofferraum lädt. Oder was einer so alles in einer Garage stehen hat oder dort macht. Natürlich ist das datenschutzrechtlich in Ordnung, weil durch die AGB abgedeckt.

Nun ja, zumindest so lange die Bilder das Kontrollsystem der KI nicht verlassen. Tesla Mitarbeiter haben aber laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ in einem internen Chatsystem jahrelang die krassesten Bilder und Videos untereinander geteilt. Die Rede ist von einem Unfallvideo 2021 bei dem das überfahrene Kind in die eine Richtung fliegt und sein Fahrrad in die andere. Oder von Kunden, die sich splitterfasernackt ihrem Fahrzeug nähern. Krasses, cooles und lustiges wird geteilt … in Social Media OK, hier  ein Skandal!

Es machten auch Bilder von ungewöhnlichen Dingen die Runde. So entdeckte und teilte ein Mitarbeiter den unterwassertauglichen Lotus Esprit aus dem James Bond Film „Der Spion der mich liebte“ von 1977 (hier im Trailer ab Sekunde 0:53 zu sehen). Es ist ein Einzelstück, das 2013 für 968.000 Dollar versteigert wurde und jetzt in einer Garage steht.

FunFact: Der Käufer des Lotus war Tesla-Chef Elon Musk höchstpersönlich. Das verbreitete Bild stammt aus seiner Garage. Auf eine „Reuters“-Anfrage für einen Kommentar zu dem Vorfall hat Musk nicht reagiert – vielleicht aus Datenschutzgründen.


Bildnachweis: Original von Jörg Behrens auf Wikipedia (hier) unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported Lizenz.

3 Kommentare zu “Ich weiß, was in Deiner Garage steht

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