Na, sind Sie schon vergeben? Oder suchen Sie noch die große Liebe? Kontaktanzeigen in der Zeitung, wie im BLITZ im Kleinanzeigen-Bereich, sind für viele noch etwas ganz Normales. Wer die Liebe seines Lebens sucht, schaltet eine Anzeige und hofft auf viele Zuschriften. Heute (oftmals) seriös, war das früher meistens sehr unterhaltsam. „Welcher reiche Mann möchte glücklich in den Armen einer attraktiven Frau sterben?“ oder „Ciao Bella. Italienischer Romantiker sucht Dich für alles Schöne im Leben. Fahre Dich anschließend auch Heim.“ Hach, waren das noch Zeiten. Da wurde meist gar nicht um den heißen Brei herumgeredet.
Heute gibt es zusätzlich Apps wie Tinder, Bumble, Lovoo, Hinge oder OKCupid, um ein Match zu finden, wie man den passenden Partner in der digitalen Welt nennt. Im Vergleich zu einem Dreizeiler in der Zeitung sind die Chancen mit diesen Apps eigentlich auch viel größer, den Richtigen oder die Richtige zu finden. Denn die Apps schlagen nur Menschen vor, die zu einem passen. Dafür sorgt der digitale Algorithmus, der die zwischenzeitlich auf dem Markt präsenten Partneragenturen auch weitgehend abgelöst hat. Man erhält einen Fragebogen, beantwortet ein paar Dutzend Fragen zu seinen Vorlieben und was man gar nicht mag, worüber man sich ärgert, was einem eine Freude bereitet; man beschreibt sich selbst; kreuzt an, ob einem Blond oder Brünett besser gefällt und all so Zeugs. Je mehr Fragen man beantwortet, desto besser die Chancen. Doch das ändert sich nun.
Denn es gibt eine neue Such-mir-einen-Partner-App auf dem Markt, die sich die ganze Vorabfragerei spart. Keine lästigen und zeitraubenden Interviews. Keine Fragebögen zur Selbsteinschätzung. Keine „Beschreibe Dich selbst“ und „Wie sehen Dich andere“ Texte mehr. „Browser Dating“ geht einen anderen Weg. Wer zu Ihnen passt, entscheidet nicht Ihre Selbsteinschätzung, sondern ganz allein Ihr Browser-Verlauf. Sie haben richtig gelesen. Es entscheiden die Webseiten, die Sie sich angesehen haben. Sind Sie im Internet öfter auf Seiten über griechische Mythologie unterwegs, werden Ihnen Menschen vorgeschlagen, die öfters im Web über Nofretete oder Pyramiden lesen. Klingt erst einmal ganz OK. Doch … je länger ich darüber nachdenke: Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemanden kennenlernen will, der exakt zu meinem Surfverhalten matcht.
Auch wenn es auf den ersten Blick schön klingt, wenn man jemand findet, der nicht nur die gleichen Interessen hat, sondern sich auch täglich mit den gleichen Dingen auseinandersetzt. Jemand, der die gleichen Campingplätze im Web ansieht; jemand, der auch nach dem günstigsten Bier im Umkreis sucht. Aber auch jemand, der sich ebenso nach Schimmel an der Schlafzimmerwand erkundigt. Und ebenfalls jemand, mit dem man die Hämorrhoidensalbe und die Hornhautraspel teilen kann, weil bei ihm oder ihr auch schon die Hautschuppen aus den Socken rieseln. Jemand, der ebenfalls schon lange aufgegeben hat, sein lautes Schnarchen zu bekämpfen. Und vor allen Dingen jemand, dem man all seine peinlichen Interessen, unangenehmen Körpergerüche und Wünsche gar nicht mehr beichten muss. Jemand, mit dem man alles teilt, was man sonst mit niemandem teilt … außer eben mit seinem Browser und der Google-Suche.