Ich bin Organspender

Kürzlich las ich auf Twitter etwas, das mich sehr darin bestärkt hat, schon seit Jahrzehnten einen Organspendeausweis mit mir herumzutragen. Jemand aus der Schweiz schrieb: „Ich sage es als Vater eines verstorbenen Sohnes einmal sehr deutlich: Ich vermisse nicht Herz, Niere oder Lunge. Dank der Spende mussten andere Eltern nicht erleben, was wir erlebt haben.

Ich weiß, dass die Meinungen beim Thema Organspende maximal auseinandergehen und ich kann die Diskussion Pro/Contra Organspende nicht lösen. Ich schreibe eh lieber über das Internet, wie Algorithmen funktionieren oder gebe auch mal meine Meinung zu irgendeinem neuen Gerät zum Besten. Ich habe auch schon ein paar mal etwas über Online-Shopping geschrieben. Und über selbstfahrende Autos, die übrigens eines meiner Lieblingsthemen sind.

Auf der technischen Seite müssen diese Autos Informationen von Sensoren in Echtzeit auswerten und entsprechend handeln. Das ist deutlich schwieriger als beim Autopiloten im Flugzeug. Da oben gibt es keine Kinder, die einem vors Cockpit rennen und es ist auch weniger Verkehr um dich herum. Beim Auto kämpfen die Ingenieure zusätzlich noch mit anderen Dingen. Mit LKW Planen, die das Radar reflektieren. Regentropfen, die den Laserstrahl vom Abstandssensor ablenken. Dichtem Schneetreiben, das die Kamera blockiert. Und mit dem dicken, fetten Käfer. Sie wissen schon, diese Viecher, die so einen zähen, gelben Batzen hinterlassen, wenn sie auf der Windschutzscheibe zerplatzen. Den Fleck, den man nicht mal mit einem Sprühstoß Wasser und dem Scheibenwischer wegbekommt. Dieses Insekt, ist tatsächlich eine Herausforderung für jede Sensorfläche.

Philosophisch betrachtet hat das selbstfahrende Auto auch noch diverse andere Probleme zu bewältigen. Am bekanntesten dürfte die Frage sein, ob es lieber links die alte Oma oder rechts das Kleinkind überfahren soll, wenn ein Unfall unvermeidbar ist. Und wer entscheidet das überhaupt? Autonome Fahrzeuge werden aber ein noch viel größeres Problem für unsere Gesellschaft werden. Die Assistenzsysteme zum Spur- und Abstand halten, Müdigkeitssensoren und Bremsassistenten reduzieren die Anzahl der Unfälle erheblich. Von bis zu 80% ist da immer wieder die Rede, wenn ein Großteil der Fahrzeuge sie eingebaut hat. Damit werden tausende Mitarbeiter von Versicherungen arbeitslos, weil es bald kaum noch Schadensmeldungen zu bearbeiten gibt.

Es kommt aber noch dicker. Ein Großteil der gespendeten Organe stammt heute von Unfallopfern. Dank selbstfahrender Autos wird es bald also noch weniger Organe geben, als eh schon benötigt. Deshalb fahre ich erhobenen Hauptes ein altes Auto ohne Assistenzsysteme, ich rauche nicht und ich trage permanent einen Organspendeausweis bei mir.

Bitte, gerne. Könnte ja sein, dass Sie mich mal teilweise brauchen.

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