Houston, wir haben ein Plastik-Problem

Seit Jahren sammle ich Erinnerungsstücke an die Olympischen Spiele 1972 in München. Meine Prunkstücke sind ein fast 4qm großes Modell des Olympiaparks, eine riesige Fahne, sowie die Olympische Fackel.

Ein unscheinbares Teil der Sammlung macht mich aber gerade wirklich nachdenklich.

Während Klima-Greta unseren CO2-Haushalt anprangert, gerät ein anderes Umweltproblem etwas in den Hintergrund: Plastik. Zwar kommt mein Shampoo auch noch aus einer Plastikflasche, aber spätestens, wenn man mal beim Schnorcheln durch einen Teppich aus Plastikmüll geschwommen ist, verzichtet man – wo immer möglich – auf Tüten, Strohhalme oder Einweggeschirr. Das Zeug hält sich einfach ewig.

Die erwähnte Flagge aus meiner Sammlung tut das nicht. Sie hing während der Olympischen Spiele 1972 im Stadion. Die Baumwolle ist ausgefranst, die blaue Farbe ausgeblichen. Man sieht ihr die gerade mal 16 Tage Sonne, Wind und Wetter sehr deutlich an.

Einer Plastiktüte aus meiner Sammlung sieht man ihr Alter hingegen nicht an. Die Tengelmann-Tragetasche aus dem Jahr 1972 zieren die Olympischen Ringe. Und sie sieht nach fast 50 Jahren aus wie neu! Absurd, dass wir für 10 Minuten Schleppen eines der haltbarsten Materialen nutzen. Noch schlimmer finde ich aber, dass wir das Zeugs überall hinwerfen. Und ich meine wirklich: Überall hin!

Für einen Vortrag war ich letztens im größten Computermuseum der Welt, dem Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn. Dort habe ich unter anderem über Margaret Hamilton gesprochen, die den Apollo Guidance Computer im Landemodul von Apollo 11 programmiert hat. Ohne sie wäre Neil Armstrong wegen eines Computerfehlers vermutlich nicht der erste Mensch auf dem Mond geworden.

Die Geschichte passte perfekt, denn das Museum zeigt gerade eine ganz phantastische Sonderausstellung über die Mondlandung. Und wissen Sie, was das Museum neben den detailgetreuen Nachbau der Landefähre geworfen hat? Eine Mülltüte!

Warum? Neil Armstrong und Buzz Aldrin machten die Raumfähre nach dem Aufsetzen sofort für einen möglichen Not-Aufstieg startklar. Sollte es ein Leck geben oder sie langsam im Staub einsinken, dann würden sie den Mond umgehend wieder verlassen. Zu diesem Zweck mussten die Astronauten das Startgewicht der Raumfähre reduzieren. Jedes Kilogramm zählte. Sie entledigten sich also von unnötigem Ballast über eine kleine Schleuse.

Es ist leider kein Scherz. Noch bevor Neil Armstrong den Mond betrat, schmissen die Astronauten den Müll – eine Tüte mit ihren gebrauchten Windeln – auf die Mondoberfläche. Und diese Plastiktüte voller Pisse und Kacke liegt heute, 50 Jahre später, immer noch dort oben. Ein kleiner Wurf eines Menschen, aber eine riesige Sauerei der Menschheit.


Originalfoto der NASA:

Bildnachweis:

Modell, Fahne, Tüte: Tobias Schrödel // Mondfährenmodell: Tobias Schrödel im HNF

Mondoberfläche: NASA

Ein Kommentar zu “Houston, wir haben ein Plastik-Problem

  1. Alle bekannten Methoden zur Reinigung des Müllteppichs beeinträchtigen massiv die extrem wertvolle Zusammensetzung der oberen Oberflächenzentimeter, denn hier sorgt die Sonneneinstrahlung für massenweise Nahrung. Ein Abfischen, chemische Beeinflussung usw. führt zu unabsehbaren Folgen.

    Das wäre mal wieder typisch für die Grünen, die z.B. auch keine Methoden zum Recycling der Rotorblätter ihrer Windräder kennen – weil es Stand heute keine gibt! Die Grünen sind selten willens oder überhaupt in Lage, Dinge end-to-end zu durchdenken, das weiß man doch nun schon lange. Jeder Bioladen hat Kartenlesegeräte mit Thermopapier, ist das nicht toll? Und so weiter.

    Daher gibt es nicht wenige Überlegungen, die paar Jahrzehnte bis zum Zerfall und Absinken des Plastiks zu warten.

    Es sollten aber keine neuen Massen hinzukommen, da müssen die Lösungen hin.

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