Dass Computerprogramme Fehler haben, ist ja leider nichts Neues. Schon zu meiner Anfangszeit als Entwickler gab es den Begriff des Bananenprodukts für „Software“, weil … Produkt reift beim Kunden. Tatsächlich ist es trotzdem immer wieder erstaunlich, dass es sogar nach einem simplen Update immer wieder zu Totalausfällen von Systemen kommt. So, wie neulich in den Niederlanden.
In Holland werden, wie in vielen anderen Ländern auch, Fußfesseln eingesetzt, um Straftäter zu überwachen. Wie ich bei der Recherche zu diesem Beitrag gelernt habe, gibt es verschiedene Arten von Fußfesseln. Die einen müssen in permanentem Kontakt zu einer Basisstation stehen. Entfernt sich die betreffende Person zu weit von dieser Basis, löst diese einen Alarm aus. Diese Art der Fußfessel ist bestens geeignet, um die Einhaltung von Hausarrest zu überwachen. Dann gibt es noch die Sorte mit Mobilfunkkarte, die es erlaubt, den Standort einer Person rund um die Uhr zu überwachen. Hierbei lassen sich sogar Gebiete und Zeiten definieren. Ein Ersttäter – Haupterwerbstätig für eine ganze Familie – dürfte Montag bis Freitag von 08:00 bis 17:00 an seinem Arbeitsplatz sein und sich danach nur in seiner Wohnung aufhalten. Das verhindert, dass Frau und Kind von der Strafe in Mitleidenschaft gezogen werden und der Täter im Knast noch weiter kriminalisiert wird. Diese Art Fußfessel ermöglicht aber auch die Überwachung eines Kontaktverbots. So kann überprüft werden ob sich ein Stalker mit Kontaktverbot in eine „verbotene Zone“ bewegt, sich also dem Haus des Opfers nähert.
In den Niederlanden hat nun ein Softwareupdate der Überwachungssoftware dafür gesorgt, dass die Fußfesseln mehrerer hundert verurteilter Straftäter keine Daten mehr gefunkt haben (bzw. diese nicht ausgewertet werden konnten). Die Polizei musste die Überwachung daher ohne Vorwarnung selbst übernehmen. Einige Straftäter wurden (ich vermute telefonisch) aufgefordert, sich regelmäßig auf der nächsten Wache zu melden. Andere wurden unmittelbar zu Hause „besucht“. Und dann gab es diejenigen, die vorsichtshalber in Gewahrsam genommen wurden, wobei ich mich frage, ob das die richtigen Kandidaten für so ein Gerät sind oder ob schwedische Gardinen da nicht besser wären.
Die holländischen Beamten waren jedoch schon auf eine derartige Situation trainiert. Erst ein paar Wochen zuvor sind über 700 Fußfesseln offline gegangen, als es im holländischen Mobilfunknetz zu einer großflächigen Störung kam. Da hatten die Straftäter dann Freizeit! Sollte ich einmal verurteilt werden und eine Fußfessel aufgebrummt bekommen, dann wäre eines klar: die Mobilfunkkarte bitte von O2, meine neue mobile Freiheit.
Bei uns käme hinzu, dass in der zentralen Beschaffungsstelle der Länder jemand sitzt, der von Mobilfunkverträgen keine Ahnung hat und die günstigsten Verträge abschließt. Bei der Polizei würde folgende Meldung aufpoppen: „Das High-Speed-Datenvolumen der Fußfessel 47110815 ist aufgebraucht. Tobias S. wird ab jetzt bis zum Ende des Monats mit reduzierter Geschwindigkeit überwacht.“
Hahaha! Ja, das stimmt wohl. Grandioser Einwand!
Oder umgekehrt… ein externer „Berater“ (natürlich angestellt bei einem Mobilfunkanbieter) berädt dann die Beschaffungsstelle über die bestmöglichen, d.h. sichersten Verträge.
Und da wir ja wissen dass der Staat immer ein zuverlässiger Schuldner ist der nie allzuviele Fragen stellt, wird dann das schlechtestmögliche (billigste) Netz benutzt zu Minuten- oder Kilobyte-Preisen (am ebsten mit Roaming-Gebühren) sodass das Fußfessel-Programm dann in Kostenregionen des BER kommt….
*lol*
Zahlen dürfen das natürlich wir….