Keine Ausreden, bitte, es gibt ein Beweisfoto. Nur, kann man dem auch glauben? Fotos werden seit fast hundert Jahren gefälscht. Bereits Stalin ließ auf einem Foto von 1919 den unerwünschten Trotzki neben Lenin entfernen.
Auch heute werden Bilder aus politischen Gründen manipuliert. Es werden Menschen oder Waffen weg- oder hineinretuschiert, Gräueltaten vom einem an einen anderen Brennpunkt verlegt oder durch eine Bildunterschrift die Aussage des Fotos verändert. Gerade Bildern, die sich in den sozialen Netzen viral verbreiten und vermeintliche Kriegsverbrechen zeigen, sollten wir daher immer öfter misstrauisch begegnen.
Aber nicht jede Bildbearbeitung ist schlecht. Es gibt Profis, die aus schlechten Fotos wahre Kunstwerke machen können. Gut, bei der einen oder anderen Kosmetik- oder Klamottenwerbung wird schon mal übertrieben, aber so ein Grafikdesigner macht halt auch nur seinen Job.
In den Zeiten digitaler Fotografie ist die Retusche von Bildern aber auch viel einfacher geworden. Jeder Einfaltspinsel ist heute in der Lage, für eine lustige Einladung zum Kindergeburtstag das Konterfei des eigenen Filius in das Mannschaftsfoto der Fußball-Nationalmannschaft einzupflanzen.
Neben kommerziellen Programmen wie Photoshop gibt es dafür sogar kostenfreie Tools wie Gimp oder Blender 3D. Mit exzellenten Tutorials auf YouTube werden so Freistellen, Abwedeln und Nachbelichten zum Kinderspiel.
Besonders gut scheinen diese Funktionen jedoch die Katalogdesigner von IKEA zu beherrschen. Die Computer Graphics Society hat letztens Martin Enthed, einen Manager des Möbelhauses, interviewt und folgendes herausgefunden: All die schönen Fichtenholzstühle und bunten Pressspanplatten, die im Elch-Katalog aus vier grauen Wänden eine hippe Wohnung machen, haben die Schweden im Computer gezeichnet – das sind gar keine Fotos. Die Qualität der Grafiken ist jedoch überragend.
Tatsächlich sind 75% aller Produktbilder im aktuellen IKEA-Katalog gar keine echten Fotos sondern zusammengesetzte Computergrafiken. Der Grund dafür ist einfach: die Katalog-Designer sind schlicht flexibler. Diese im Computer generierten Bilder sind also der Grund, warum Billy, Pax und Ivar bei uns zu Hause nicht so toll aussehen, wie im Prospekt. Unser Heim ist offenbar einfach zu real.