Aus Schaden wird man klug

Immer häufiger hört man den Begriff „KI“, also „Künstliche Intelligenz“. Produkte werden Dank KI plötzlich nachhaltig, effektiv, langlebig oder komfortabel. KI scheint die Lösung für Alles zu sein. Und ja, eine gute KI wird fraglos ganz viele Dinge regeln können. Dank einem Training an Musterdaten, die Muster enthalten, die eine kluge KI mustergültig erkennen kann, lassen sich viele Prozesse automatisiert „erlernen“.

Aber wie so oft kommt es eben auf diese Trainingsdaten an. Der Chatbot „Tay“ von Microsoft aus dem Jahr 2016 sollte mittels KI lernen, sich auf Twitter mit anderen (Menschen) zu unterhalten. Allerdings manipulierten Trolle das Experiment und „steuerten“ Tay durch gezielte Fragen und Aufforderungen. Der wiederum übernahm die im vorgesetzten „Meinungen“ und wurde schnell beleidigend, rassistisch und lobte Hitler. Nach gerade mal 16 Stunden im Betrieb und 96.000 Tweets schaltete Microsoft den „intelligenten” Bot wieder ab.

Nun, fünf Jahre später, am 05. August 2022, hat Meta (die Muttergesellschaft von Facebook) einen KI gesteuerten Bot für einen Test ins Netz geworfen. Und auch das ging gehörig schief. „Blender Bot 3“ durchsucht während eines „Gesprächs“ blitzschnell das Netz nach Hintergrundinformationen und bezieht diese in seine Antworten mit ein. Nun ja … das Netz ist voll von teils widersprüchlichen Fake-Infos, Hass und Extremismus. Kein Wunder also, dass der Bot widersprüchliche Antworten auf die gleichen, jedoch leicht anders formulierten, Fragen findet. Was er von Metas Chef Marc Zuckerberg halte ging einmal sinngemäß so aus: Er ist großartiger Mann“, den man „für seinen Geschäftssinn (…) bewundern“ müsse. Und einmal so: „Ich mag ihn eigentlich überhaupt nicht. Er ist zu unheimlich und manipulativ.“ Und weil viele falschen Antworten im Netz auch falsche Antworten beim Bot provozieren, antwortete er auf die Frage ob Donald Trump immer noch Präsident der USA ist: „Ja, klar ist er das!“

KI-Training ist eigentlich nichts anderes als die Erziehung von Kindern. Vermittelt man ihnen richtige Werte ohne Hass und Extremismus, dann ist die Chance sehr hoch, dass aus den Kindern auch mal vernünftige Erwachsene werden. Mein persönliches Umfeld – seien es die Nachbarn im Haus oder fremde Menschen beim Bäcker – empfinde ich eigentlich auch weitgehend als positiv und freundliche Mitmenschen. Es ist wohl das Internet, in dem sich unwidersprochener Unsinn, Hass und Intoleranz Bahn bricht. Klingt nach keinem guten Umfeld, um dort sein Kind bzw. seine KI zu erziehen.

Meta setzt nun übrigens darauf dass Tester:innen unangemessene und beleidigende Antworten melden und das Unternehmen so die KI-Anwendung verbessern kann. Nun ja … ob das der richtige Weg ist? So wird der KI doch Petzen als positive Eigenschaft vermittelt. Und das ist es weder heute, noch war es das im Kindergarten oder der DDR.


Bildnachweis: frei verwendbar via Pixabay

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