Können Sie sich noch erinnern? 1999 versteigerte die Bundesrepublik Deutschland Mobilfunk-Lizenzen für den damals brandneuen UMTS-Standard. Umgerechnet 50 Milliarden Euro – und damit ein Vielfaches des Erwarteten – nahm Finanzminister Eichel ein, weshalb er UMTS nicht Universal Mobile Telecommunications System nannte, sondern scherzhaft: Unerwartete Mehreinnahme (zur) Tilgung (von) Staatsschulden
UMTS ist Mobilfunk der 3. Generation (3G) und erhöhte damals die Datenübertragungsrate derart, das erstmals mobiles Arbeiten, Videotelefonie am Handy und Internet-Fernsehen unterwegs möglich war. Allerdings setzte sich UMTS anfänglich nicht wirklich durch. Die Mobilfunkunternehmen hatten kaum noch Geld für den Netzausbau, da sie die sauteuren Lizenzen sofort bezahlen mussten – und wenn ich an so manch Stunde in der Warteschleife denke, fehlte offenbar auch das Geld für Mitarbeiter im Kundendienst. Das neue Netz wurde aber auch nicht angenommen, weil es nur in Ballungsgebieten zu finden war und zwangsläufig Mondpreise verlangt wurden. Aber: irgendwie fehlte auch der Grund zum Wechseln.
Was alle Mobilfunk-Anbieter vermissten, war DIE Killerapp. Eine Idee, ein Programm oder ein Dienst, der auf dem Handy läuft, UMTS nutzt und den wirklich jeder haben will. Also wurden Ideenwettbewerbe ins Leben gerufen und Preisausschreiben veranstaltet. Nur … es kam nichts, keiner hatte die zündende Idee. Heute, 15 Jahre später, haben wir mit LTE bereits das Mobilfunknetz der 4. Generation und können nun sogar Daten in DSL-Geschwindigkeit über die Luft übertragen.
Dann, Anfang Mai 2015, beschrieb Professor Andrew Ellis von der Aston-Universität Birmingham in einem Interview die damals so dringend gesuchte Killer-App. Ellis skizzierte den Dienst, den definitiv alle mobil nutzen wollen und werden – und der im Laufe der Zeit immer mehr Bandbreite fressen wird. Bandbreite ohne Ende. Wenn sich die Vorhersage des Professors bewahrheitet, dann werden in 8 Jahren selbst DSL-Leitungen so voll sein, dass nix mehr geht, sagt der Professor. Kein Email und kein Skype. Gar nix. Und die Kapazitäten der Mobilfunknetze werden regelrecht gesprengt.
Da ist er also, der Dienst, den 1999 alle gesucht haben und den jeder mobil nutzen will und von dem es damals noch hieß: „Also das brauche ich unterwegs nicht, dafür kann ich auch ins Büro fahren.“
Professor Ellis beschrieb: Das Internet.