Verdammte Scheiße!

Entschuldigung! Ich fluche nicht! Der heutige Text dreht sich lediglich um Exkremente. Und zwar aus technischer Sicht.

Als am 20. Juli 1969 Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen auf dem Mond gelandet sind, sind sie nicht gleich ausgestiegen. Sie blieben erst einmal sechs Stunden und 39 Minuten in der Mondlandefähre »Eagle«, um sich von der anstrengenden Landung zu erholen. Sie mussten schließlich die gesamte Zeit vom Abdocken von der Saturn-V-Rakete bis zum Aufsetzen im Mondstaub stehen. In der Landefähre gab es nämlich keine Sitze. Um Gewicht für den Wiederaufstieg zu sparen. Die erste Aufgabe nach dem Aufsetzen war daher, alles, was nicht mehr gebraucht wurde, loszuwerden. Daher warfen die zwei Astronauten als erstes über eine kleine Schleuse einen Beutel mit vollen Windeln auf die Mondoberfläche. Es gab nämlich nicht nur keine Sitze, sondern auch kein Klo im Raumschiff.

Auf der ISS und auch im Space Shuttle gibt es hingegen sehr wohl eine Weltraumtoilette. Dass der Besuch dieser bei keiner Schwerkraft eine technische Lösung erfordert, erschließt sich sicherlich jedem. Herumfliegende Flüssigkeit oder »Brocken« sind nicht nur unangenehm, sondern aufgrund der Gefahr eines Kurzschlusses auch eine Bedrohung für die Sicherheit. In Weltraumtoiletten saugt daher Unterdruck alles ein, was rauskommt. Die Astronauten sitzen dazu auf einer Art Traktorsitz mit gerade mal faustgroßem Loch, das genau getroffen werden muss. Auch nicht leicht, wie der deutsche Astronaut Ulrich Walter mal in einem Vortrag erzählte, weshalb – kein Scherz – die NASA einen Trainingssitz mit Kamera von unten gebaut hat, auf dem Astronauten die richtige Position »trainieren« können.

Wie ich hier schon mal berichtete, liegt der Beutel mit den menschlichen Exkrementen Armstrongs und Aldrins immer noch auf dem Mond – seit fast 56 Jahren.

Und es blieb nicht bei dieser einen Tüte. Die zwölf Menschen, die bisher den Mond betreten haben, haben zwischen 1969 und 1972 insgesamt 96 Beutel voller Kot, Urin und Erbrochenem auf dem Mond hinterlassen.

Doch damit soll jetzt Schluss sein. Die NASA hat kürzlich einen zweiteiligen Wettbewerb ins Leben gerufen, der das Müllproblem auf dem Mond lösen soll: die LunaRecycle Challenge. Insgesamt über 2,5 Millionen Euro Preisgeld warten auf diejenigen, die sowohl ein schlüssiges Konzept für die Entsorgung der 96 Beutel als auch für das Müllproblem einer dauerhaft besetzten Außenstation der Menschheit auf dem Erdtrabanten vorlegen können. Denn wenn auf dem Mond mal Menschen forschen und leben wie heute auf der ISS (die nur noch bis 2031 betrieben wird), dann werden Beutel nicht reichen.

In Zeiten, in denen Reinigungskräfte auch »Oberflächentechniker« genannt werden, frage ich mich, welchen professionellen Jobtitel wohl der Gewinner des NASA-Wettbewerbs für seinen oder ihren Lebenslauf bekommt. Human Waste Systems Integration Specialist? Biological Output Logistics Officer? Oder Closed-Loop Excremental Manager? Klingt alles jedenfalls total nach NASA und ist tausendmal besser als »Experte für Mondkacke«.

Ein Kommentar zu “Verdammte Scheiße!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..