Stille Netze sind tief

Dass es neben dem Internet auch noch eine Art Parallellwelt gibt, die als Darknet oder auch Deepweb bezeichnet wird, hat sich mittlerweile wohl rumgesprochen. Meist wird in diversen Medien davon berichtet, wie einfach es ist, im Darknet völlig anonym Drogen aller Art zu kaufen … und gefälschte Ausweise, Waffen oder gar Auftragskiller. Um die Dramatik der Geschichte dann noch zu erhöhen, erfährt der Leser letztlich noch, dass das Deepweb um ein vielfaches größer ist, als das Internet, das wir tagtäglich nutzen. Und ganz ehrlich, das Internet ist schon echt riesig. Kurz mal ausdrucken und es übers Wochenende durchlesen ist nicht. Wie einen Eisberg muss man sich das vorstellen. Man sieht eine kleine Spitze (Internet) und versteckt darunter liegt etwas vielfach Größeres verborgen (Deepweb).

So – nun fragen Sie sich mal, wie viele Menschen Sie in Ihrem Bekanntenkreis kennen, die das offene Internet nutzen. Wahrscheinlich kommen Sie ziemlich nahe an 100% heran. Dann fragen Sie sich mal, wie viele Leute davon wohl dieses gigantisch große, illegale Darknet nutzen? Ein Großteil von Ihnen wird nun ziemlich nahe bei 0% landen. Selbst wenn Sie diejenigen dazuzählen, denen Sie Drogen und Waffen zumindest zutrauen, werden Sie wahrscheinlich immer noch klar im einstelligen Bereich landen. Ist es dann nicht seltsam, dass das Deepweb um ein vielfaches größer sein soll, als all das, was Google so findet? Wie viele Waffen, falsche Pässe und Killer gibt es denn? Und wer surft da permanent rum und kauft die ein?

Der Unterschied zwischen Deepweb und Darknet

Eigentlich ist es ganz einfach, denn es ist eine reine Definitionsfrage. Als Internet bezeichnet man mehr oder weniger alles, was über die Eingabe einer Internetadresse im Browser direkt erreichbar ist. Als Deepweb hingegen bezeichnet man die Daten, die man selbst mit Google nicht findet. Zum Beispiel deshalb, weil man Zugangsdaten und ein Passwort dafür braucht, weil es Informationen sind, die nur von berechtigten Personen ausgelesen werden dürfen. Dazu gehören auch solche Daten, die als BigData bezeichnet werden. Beispielsweise die Rohdaten, die von Wetterstationen erfasst werden. Und das sind viele. Zigtausendfach werden mehrmals pro Stunde Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeit gemessen – und auch gespeichert. Klar, dass die Datenmenge irgendwann mal sogar die von bild.de übersteigt.

Darknet

Die Webseiten des Darknet sind nur über den speziellen TOR-Browser zugänglich und nicht über Google zu finden. Sie sind also lediglich eine Teilmenge des Deebweb und auch gar nicht mal so viele. Aktuellen Schätzungen zufolge* gibt es etwa 30.000 TOR-Webseiten, und lediglich ein paar hundert davon haben etwas mit kriminellen Handlungen zu tun.Es besteht also kein Grund zur Panik.

Und außerdem bekommen Sie auch im offenen Internet schon lange illegale Dinge. Online-Shops, in denen Sie die Zugangsdaten, also User-ID und Passwort, von fremden Personen für Portale wie eBay, PayPal, Amazon, Zalando oder Thalia zum Preis von rund 1€ kaufen können, sind schon seit Jahren im normalen Internet erreichbar. Übrigens mit Umtauschmöglichkeit  und Bewertungssystem. Eigentlich wie bei eBay.


stv_darknet

Video zum Blog: stern TV Beitrag vom 17.02.2016


* Quelle: James Chappell, CTO von Digital Shadows am 27.Januar 2016 in London auf dem Global Cybersecurity Innovation Summit

Bildnachweis: Iosif Szasz-Fabian via Fotolia

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