Beim Schachspiel gibt es eine ziemlich hohe Anzahl an möglichen Stellungen der Figuren. Sie ist fast unberechenbar. Selbst die Anzahl der möglichen Spielverläufe ist noch unglaublich hoch. Je nach Betrachtung mit einer durchschnittlichen Spieldauer von 40 Zügen werden hier Zahlen mit über 115 Stellen genannt. Das ist schon mal eine Hausnummer, wie ich finde, denn die Anzahl der Atome im Weltall (also nicht nur auf der Erde, nein, im gesamten Weltall) ist eine Zahl mit gerade mal 77 Stellen. Um so erstaunlicher ist es doch, dass Computer Schach spielen können. Und nicht nur das, sie werden auch immer besser darin. Vor ein paar Jahren (1996) konnte ein Computer erstmals den damals wohl besten menschlichen Schachspieler schlagen. Ich kann mich noch erinnern, wie das Thema Schlagzeilen machte. IBM und sein Deep Blue bezwingen Gary Kasparow. Eine Meisterleistung der Programmierer.
Einem Computerprogramm zu erklären, welche Figur welche schlagen und von welchem Feld sie zu welchem Feld ziehen darf, dann kann ich mir das noch vorstellen. Aber spätestens bei der Bewertung, welcher folgende Zug am sinnvollsten ist, wird es echt schwer. Versuchen Sie das doch mal auf ein Blatt Papier zu kriegen. Noch gar nicht mal für Schach. Mühle würde reichen. Höchste Priorität hätte folgender Zug: Liegen zwei Steine meiner Farbe auf einer Linie, dann fülle die Lücke. Das wäre der Zug um eine Mühle zu erreichen. Zweithöchste Priorität wäre: Liegen zwei Steine des Gegners auf einer Linie, dann fülle die Lücke. Das wäre der Zug für die Vermeidung einer drohenden Niederlage durch eine gegnerische Mühle. So … und jetzt? Was wäre Ihre dritthöchste und vierthöchste Priorität? Schreiben Sie das doch mal auf und spielen dann nur nach diesen Vorgaben eine Partie Mühle gegen einen Menschen. Ich wette, Sie verlieren. Und Schach ist ja noch 1000 Mal komplexer.
Der Brite Alan Turing, den Sie vielleicht als Codeknacker der ENIGMA kennen, programmierte übrigens 1952 das erste Computer-Schachprogramm. Sie können gegen seine Überlegungen heute noch antreten. In dem bekannten Schachprogramm FRITZ kann man die Einstellungen auf den Turing-Algorithmus stellen und ein Spielchen wagen. Die erste Partie Schach spielte das Turing-Programm nach der Fertigstellung gegen einen Arbeitskollegen. Das Spiel hat ziemlich lange gedauert, was jedoch nicht unbedingt an einer schwer umkämpften Partie lag. Wegen völlig unzureichender Speicherkapazität und Rechenleistung musste Alan Turing damals jeden einzelnen Zug seines Schach-Programmes per Hand auf Papier berechnen. Und am Ende hat er/es verloren.