Pizza nach Art des Hauses

Kennen Sie diese Fahrradfahrer mit dem würfelförmigen Rucksack und dem knallfarbigen Outfit? Das sind Essenslieferanten. Die Idee hinter den Lieferdiensten ist so einfach wie genial. Als hungriger Mensch kann ich mir mein Essen von meinem Lieblings-Italiener bequem nach Hause bestellen, selbst wenn mein Lieblings-Italiener sagt: „Isch ‚abe gar keine Lieferservice.“ Das übernimmt nämlich dann der Delivery Hero.

Verdienen kann der externe Lieferservice aber nur, wenn er entweder dem hungrigen Endkunden eine Liefergebühr abknöpft und/oder meinem Lieblings-Italiener einen Rabatt abquatscht. Letzteres geht aber nur, wenn der Lieferando meinem Pizza-Paten glaubhaft machen kann, dass durch das Lieferangebot viele zusätzliche Pizzen aus seinem Holzofen in hungrigen Mäulern landen. Um dieses Verkaufsargument belegen zu können, muss der Lieferdienst aber erst einmal testen, ob die Speisen eines Lokals überhaupt gefragt sind. In Nordamerika passiert deshalb schon mal etwas Ungewöhnliches. Die Lieferservices lassen ungefragt ihre eigenen Telefonnummern bei den Google oder Yelp-Einträgen von Restaurants „hinterlegen“ und testen damit so Akzeptanz eines Speiselokals.

So geschehen bei „Aj’s New York Pizza“, der eigentlich gar keinen Lieferdienst hat. Trotzdem riefen dort immer wieder Menschen an, die sich beschwerten, dass die Lieferung kalt war – oder sogar die falsche Pizza geliefert wurde. Schuld war Doordash, ein großer amerikanischer Lieferservice, dessen Telefonnummer angezeigt wurde, wenn man den Google Eintrag von „Aj’s Pizza“ aufrief. Wie die da reinkam, bleibt unklar, mit dem Besitzer hatte im Vorfeld jedoch niemand gesprochen.

Bei genauerer Betrachtung des Doordash Angebots „seiner“ Pizzen fiel dem verärgerten Pizzabäcker allerdings etwas auf. Offensichtlich hat ein Computerprogramm von Doordash Aj’s Speisekarte automatisch ausgewertet und dabei einen Fehler gemacht. Die eigentlich teuerste Pizza im X-Large Format mit allem Drum und Dran kostete statt 24$ bei DoorDash nur das, was eigentlich die günstige Margherita kostet, nämlich 16$. Da ist der Scraper wohl in der Zeile verrutscht.

Und so bestellte Aj testweise bei Doordash einfach mal online zehn seiner eigenen High-End-Pizzen und gab als Lieferadresse einen Freund in der Nachbarschaft an.

Doordash buchte von Aj’s Kreditkarte 160$ ab, rief bei ihm an, bestellte die zehn Pizzen, der Doordash-Fahrer kam und bezahlte Aj …. richtig: 240$.

Was auf den ersten Blick wie eine super Einnahmequelle aussieht, ist bei genauerem Hinsehen leider nicht ganz so attraktiv. Zieht man Aj’s Kosten für die Zutaten der Pizza und die Kartons ab, dann bleiben anstatt 80$ Gewinn nämlich nur 10$ übrig. Außer man macht das, was Aj dann getan hat. In die nächste Bestellung von zehn Pizzen an sich selbst, für die er 160$ zahlte und 240$ kassierte, steckte er keine leckeren Pizzen mit Tomaten, Käse, Oliven, Schinken, Zwiebeln und Paprika. Da war nur Teig drin, der ihn praktisch nichts kostete. War ja auch egal. Es gab ja niemanden, der sich beschweren würde. Und so ist für den Doordash-Fahrer sogar ein üppiges Trinkgeld drin. Eine klassische Win-Win-Situation also!


Quellen:

https://en.wikipedia.org/wiki/DoorDash#Criticism_and_lawsuits

https://themargins.substack.com/p/doordash-and-pizza-arbitrage

Bildquelle: Via Reddit

2 Kommentare zu “Pizza nach Art des Hauses

  1. Es ist interessant zu erfahren, wie solche Lieferdienste funktionieren. Da ich gerade aus dem Urlaub zurück kam und wirklich gar nichts zuhause haben, werde ich nun auch eine Bestellung aufnehmen. Auf Pizza hätte ich ehrlicherweise auch gerade großen Appetit.

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