Schon vor einiger Zeit habe ich davon berichtet, dass in meinem damaligen Auto eine Standheizung eingebaut war, von der ich gar nichts wusste. Sie war auch nicht benutzbar, weil Volvo das Menü im Bordcomputer ausgeblendet hat. Um die Funktion freizuschalten wollte der skandinavische Autobauer einen ganzen Batzen Geld haben. In etwa so viel, wie es kostet, eine Standheizung tatsächlich einzubauen – also das ganze Gerät, das ja eigentlich eh schon da war. Ich empfinde das heute noch als absolute Frechheit und Geldschneiderei.
Tatsächlich trifft man immer häufiger auf ähnliche Tricks. So auch bei einem ferngesteuerten Spielzeugauto, das man per Handy-App steuert. Dieses Auto hat eine kleine Kamera eingebaut, mit der man die Strecke auf dem Handydisplay sehen und das Spielzeugauto steuern kann. Meines hatte ein SD-Kamerabild in 640x480er Auflösung.
Für 30€ Aufpreis gab es auch eine HD Version mit gestochen scharfem Bild. Nach einer – nennen wir es mal – „Sicherheitsuntersuchung“ erlangte ich Zugriff auf das versteckte Menü des Gerätes und dort findet sich der Punkt „Video Camera Settings“, wo man die Auflösung auf 1.280×1.024 setzen konnte. 30€ gespart. Es war die gleiche HD-Kamera verbaut.
Dieses Vorgehen mag logistische und produktive Gründe des Herstellers haben. Es ist billiger, nur ein Gerät zu entwickeln, zu testen und einfach zwei verschiedene Software-Versionen auf die Geräte zu laden. Mischkalkulation nennt man das. Es darf nur keiner merken, weil man sich als Kunde dann doch irgendwie verarscht fühlt.
Extrem dankbar dürften hingegen die Besitzer eines Tesla A und Tesla X mit 60kWh-Elektromotor in den Evakuierungszonen von Florida gewesen sein. Denen hat der Autobauer nämlich ungefragt per Mobilfunk ein Update eingespielt. Die Autos schaffen nun etwa 30 Meilen mehr, bevor der Saft aus ist. Damit sollte Betroffenen die Flucht vor Hurrikan „Irma“ erleichtert werden. Nach „Irma“ wird der temporäre Power-Boost jedoch wieder zurückgedreht.
Das geht alles nur deshalb, weil in früheren 60kWh-Tesla-Modellen der identische, aber gedrosselte, Akku aus der teureren 75kWh-Version verbaut wurde. Ich bin aber mal gespannt, was die Autobesitzer sagen, wenn auf der Rückfahrt etwa 30 Meilen vor dem zerstörten Heim der Strom ausgeht. Vielleicht kann man dann ja eine Hotline anrufen. So, wie man das von seinem Datenvolumen beim Handy kennt, wenn es aufgebraucht ist. „Einen DayPass 30 Miles bitte.“ „Gerne. Macht 14,99$“
Ich bin grad echt fassungslos. Da fehlen mir die Worte…
Das Vorgehen kannte man auch schon bei den Mainframes eines großen amerikanischen Herstellers. Dort war meist deutlich mehr Leistung eingebaut, aber zunächst deaktiviert. Wenn ein Kunde dann mehr Leistung haben wollte, konnte er diese nachkaufen. Ein Techniker schaltete das dann frei. Man nannte das dann den „Mann mit dem goldenen Schraubenzieher“.
Heute versteckt der Hersteller in der Regel die zusätzliche Leistung nicht mehr. Man kann dann Leistung „on Demand“ (auch tageweise) gegen Rechnung freischalten.
Schönes Beispiel. Wer der große amerikanische Mainframe Hersteller wohl ist? Hmmm … werde mal HAL befragen ;-)
Wir haben zur Datensicherung einen LTO Bandwechsler ein sogenannter StorageLoader benutzt. Dort passten 40 LTO Bänder rein, die durch einen „Roboter“ in ein LTO Laufwerk geschoben wurden um die Datensicherung durchzuführen. Wir konnten aber nur 24 Bänder nutzen, da wir die anderen „nicht bezahlt haben“. Die übrigen Slots konnte man mit einem Lizenzschlüssel frei schalten.
„Kapazität nach Bedarf, leicht zu skalieren von 24 auf 40 Slots“
Leider war der Preis so unverschämt, das wir das nie gemacht haben.
Die Bandwechsler gibt es heute immer noch nach dem selben Prinzip zu kaufen.