Im Netz gefangen – Brüssel betritt Neuland!

Der neue EU-Kommissar für digitale Wirtschaft wird Günther Oettinger. 
Der weiß sich auf politischem Parkett zu bewegen, auf digitalem muss 
er noch üben.

„Mitarbeiter (m/w) gesucht: jung, dynamisch, Informatikstudium mit Auszeichnung und mindestens 20 Jahre Berufserfahrung in leitender Position. Sie sind mit den modernen Medien aufgewachsen und beherrschen diese im Schlaf? Sie begreifen soziale Netzwerke als Chance und nicht nur als Gefahr? Wenn Sie dann noch verhandlungssicher Englisch sprechen, sind Sie der/die Richtige!“ Wer solche Stellenausschreibungen aufgibt, der muss Kompromisse eingehen, denn so einen Bewerber gibt es nicht.

In Brüssel wurde letztens tatsächlich eine Stelle ausgeschrieben, auf die diese Wunschbeschreibung passt. Gesucht wurde der „EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft“. Er führt den Kampf gegen die Monopolstellung der Datensauger Google und Facebook. Das ist derjenige, der die digitale Agenda in Europa bestimmt, den Leitfaden der Vernetzung Europas, die notwendige Überarbeitung des Urheberrechts und den Datenschutz. Das ist der Planer der digitalen Zukunft Europas! Nun steht fest, dass der 59-jährige Ministerpräsident a.D. Günther Oettinger, der als „EU-Kommissar für Energie“ durchaus Erfolge aufweisen kann, dieser Kompromiss ist.

Auch wenn er kein Digital-Native ist, fühlt sich Oettinger nach eigenen Angaben im Internet wohl. Auf der Suche nach Informationen „schaue ich im Netz nach“ sagt er. „Ich bin jeden Tag online. Manchmal schreibe ich mir über mein iPhone selbst Termine in den Kalender und behalte so immer die Übersicht.“ Na also, der Mann ist doch wunderbar geeignet!

Obwohl? Der designierte digitale Hirte der EU warnt komischerweise alle davor, Nacktbilder von sich im Netz in einer Cloud zu speichern. „Wenn jemand so blöd ist“, dann kann die EU diese Menschen vor ihrer eigenen „Dummheit nur beschränkt beschützen“. Oettinger hält die Opfer einer Straftat also für „blöd“, obwohl sie in ihren eigenen vier Wänden keine Dummheit begangen haben – nur Privates. Die zwischen den Zeilen mitschwingende Mitschuld hätte Oettinger wohl kaum bei einem Einbruch in eine reale Wohnung unterstellt. Da muss er dann doch noch üben, der Herr Digital-Kommissar. Man kann halt nicht gleich alles wissen. Und für die Kommunikation mit den Facebook-Juristen schlage ich den Google Translator vor. Der kann den gewünschten Text sogar sprechen – auch in foräin länguitsch!

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