In Kopenhagen wurde 1933 die erste Fußgängerampel in Betrieb genommen, Berlin folgte 1937. Am Anfang waren diese lediglich verkleinerte Fahrzeugampeln mit einfarbigen Leuchtflächen in Rot und Grün. Die symbolisierten Fußgänger setzten sich erst später durch. Das berühmte DDR-Ampelmännchen wurde 1969 erstmals in Ost-Berlin (Unter den Linden/Friedrichstraße) und nach der Wiedervereinigung (und Protesten gegen das sterile West-Ampelmännchen) auch in einigen westdeutschen Städten eingeführt. Seit 1996 gibt es auch die Ampelfrau und einige Städte haben sogar Ampel-Pärchen.
Trotz Bemühungen der EU, die Fußgängerampeln in ganz Europa mit einem ziemlich sterilen EU-Ampelmännchen zu vereinheitlichen, gibt es Städte, die berühmten Einwohnern auf Ampeln huldigen. So gibt es am Friedberger Elvis-Presley-Platz Ampeln mit dem Antlitz des »King of Rock’n’Roll«. Trier hat eine Ampel mit Karl-Marx-Konterfei, die in der Nähe von dessen Geburtshaus nicht nur kommunistischen Fußgängern den Fortschritt vorgibt oder bremst. In Worms schreitet und steht Martin Luther in einer Ampel, während in Aarhus (Dänemark) Wikinger den Übergang freigeben. Die lustigste Ampel steht vermutlich seit 2019 in Emden. Sie zeigt Otto Waalkes, Ehrenbürger der Stadt, erkennbar in berühmter Pose. All diese Figuren leuchten rot oder grün. Ansonsten sind sie stumm. Ampeln sprechen nicht.
In den USA ist das anders. Dort hilft die Ampel Menschen mit Sehbeeinträchtigung und sagt an, was gerade Sache ist. »Walk« (Gehen) oder »Wait« (Warten) spricht eine Computerstimme beim Farbwechsel. Natürlich spricht die Ampel nicht wirklich, sie spielt lediglich eine mp3-Datei über einen integrierten Lautsprecher ab. Diese mp3-Files können Techniker aufspielen. Und manchmal nicht nur Techniker, sondern jeder, der ein Smartphone hat. So geschehen in mehreren Städten der USA. Irgendwie hat es sich herumgesprochen, dass man für die Konfiguration der Fußgängerampeln des Herstellers Polara keinen Spezialapparat benötigt. Es genügt, sich die frei verfügbare Service-App aus dem App-Store auf sein Smartphone zu laden, um sich mit einer beliebigen Ampel per Bluetooth zu connecten (verbinden). Ach ja, ein Passwort ist zwar nötig, das stand aber in dem im Internet frei verfügbaren Handbuch. Zumindest das Standardpasswort »1234«, welches viele Städte und Kommunen nicht geändert haben – ein Anfängerfehler. In mehreren Ampeln wurden daraufhin von Bürgern die mp3-Dateien mit »Gehen« und »Warten« durch Warnungen vor Künstlicher Intelligenz und der Forderung einer höheren Besteuerung von Milliardären ersetzt – passenderweise mit den geklonten Stimmen von Elon Musk und Mark Zuckerberg.
Gut, dass es bei uns keine sprechenden Ampeln gibt. Stellen Sie sich vor, Dieter Bohlen, Friedrich Merz oder gar der Wendler würden uns beim Warten von der Seite aus einem Ampelmast anquatschen. Ich würde dann bei Rot sicher nicht über die Ampel gehen … ich würde rennen.
des Äffle und Pferdle in Stuttgart ist gar nicht dabei
Und einiges anderes leider auch nicht. Bei dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel sind dafür viele Beispiele von nicht-menschlichen Ampeln. Vom Einhorn in Schwäbisch-Gmünd bis zu Äffle und Pferdle in Stuttgart. Ich habe da schon ein wenig überlegt, mich aber gegen eine Nennung entschieden, weil ich nicht sicher war, ob die nur temporär angebracht waren. DENN … irgendwo stand, dass es laut irgendeiner Verordnung eine „menschliche Gestalt“ sein muss. Das wurde mir dann aber zu viel Recherchearbeit ;-)
In Japan gibt es auch Unterstützung für Sehschwache – die Ampeln zwitschern und zwar jeweils eine Ampelseite verschieden – so das man hören kann (wenn man das kann) in welche Richtung die Ampel die Straße freigibt.
Vielen Dank für den Hinweis, Kerstin! Ich habe ein TikTok-Video davon gefunden, wie sich das anhört.
Für alle, die es interessiert … hier: https://www.tiktok.com/@diafit.toby/video/7461493654377614614