Ein ernsthaftes Problem im Netz ist der Hass, der sich dort an vielen Stellen über Menschen ergießt. Auf Instagram unter Bildern, unter Blogbeiträgen, unter einer Meinung auf Twitter oder oder oder. Was da teilweise – völlig losgelöst von jeglicher Scham – einigen Menschen vor die Füße gekotzt wird, ist teilweise echt widerlich. Selbst vor Morddrohungen wird nicht zurückgeschreckt.
Die Psychologin Nora Wunderlich schreibt in dem phantatischen ;-) Buch „WTF?! So tickt das Netz“, dass die fehlende Resonanz ein Grund dafür ist. Der Hater erlebt die erschrockene oder verängstigte Reaktion der angefeindeten Person nicht. Das lässt dann alle Hemmungen fallen und wird sogar noch verstärkt. Denn die Algorithmen der sozialen Netze spielen einem zudem nur Kommentare und Meinungen von Gleichgesinnten in die Timeline. Das heißt, es fehlt auch der Gegenwind der Gemeinschaft, wenn man über die Stränge schlägt. Und so kommen dann übelste Beleidgungen digitaler Hooligans zustande.
Die Frage ist nur, wie kann man das abstellen? Möglicherweise hilft ein Trick aus dem realen Leben, der kürzlich in Brasilien großen Erfolg hatte. Der brasilianische Fußballverein Sport Club do Recife hatte immer wieder Probleme mit gewaltbereiten Fans. Ganz besonders beim heiß umkämpften Derby gegen Náutico Capibaribe ging es oft brutal zu. Die Lager der Hooligans beließen es nämlich nicht nur bei Schlachtrufen und Fangesängen, sie gingen auch immer wieder mit Fäusten aufeinander los.
In der Vergangenheit half wohl nichts, diese Gewaltausbrüche zu verhindern. Der Club hatte dann aber eine wirklich außergewöhnliche Idee. Da einige Hools bereits namentlich bekannt waren, kontaktierte der Club die Mütter der prügelbereiten Fans – und engagierte sie für das Derby als offizielle Stadion-Security. Nach einer Schulung erhielten die Mütter neonfarbene Westen mit der Aufschrift „Sicherheitsdienst Mama“ und während des Derbys positionierten sie sich vor der Fankurve von Recife. Der Verein gewann nicht nur das Derby mit 1:0, erstmals seit mehreren Jahren gab es weder Ausschreitungen noch Festnahmen während des Spiels. Die Hooligans hatten wohl die Hosen voll, dass es bei ungebührlichem Verhalten ohne Abendbrot ins Bett geht und Mama die Unterhosen nicht mehr wäscht.
Warum also diese Lösung nicht auch ins digitale Leben übertragen? Jeder Kommentar auf Facebook, Instagram oder sonstigen sozialen Netzen und Blogs sollte in cc: an die Mutter des Schreiberlings gesendet werden. Einfach nur zur Info, was der eigene Sprössling (m/w) da so schreibt. Ich bin sicher, dass dann ganz schnell Ruhe im Karton ist und wir im Netz – endlich – wieder ernsthaft und gesittet miteinander umgehen würden. Nicht Big Brother is watching you, es ist Big Mama. Ein Modell für eine friedliche Zukunft.
Gute Idee, aber wo finde ich die Twitter- bzw. Instagram-Adresse der Mütter?