Wenn Einbrecher Ihr Haus ausrauben und in diesem Moment die Polizei vorbeifährt, dann ist das verdammtes Glück … oder Big Data. Wenn Amazon das Buch, das Sie morgen bestellen werden heute schon verschickt, dann ist das Magie … oder Big Data.
Big Data bedeutet vereinfacht gesagt, dass man unvorstellbare Mengen von enorm komplexen und sich ständig ändernden Daten auswertet und analysiert. Ein Beispiel: Google beantwortet jede Sekunde etwa 40.500 Suchanfragen. Es ist noch verhältnismäßig einfach, daraus eine Top10-Liste der häufigsten Suchbegriffe eines Jahres zu erstellen. Wertet man aber zusätzlich aus, zu welcher Tageszeit, aus welchem Stadtteil, von einem PC oder Mac und mit welchem Browserprogramm die Suchanfragen abgesetzt wurden, dann wird das zwar schnell unübersichtlich, lässt aber recht genaue Vorhersagen zu, was morgen wann und wo gesucht werden wird. Vielleicht sogar von wem.
Wenn so eine Big Data-Auswertung zeigt, dass ein bestimmtes Buch in einem gutbürgerlichen Vorort rund vier mal am Tag bestellt wird, dann ist es doch sinnvoll, in jeden gutbürgerlichen Vorort einfach mal „blind“ vier dieser Bücher zu senden. Den genauen Empfänger und die exakte Adresse braucht der Zusteller erst am Zielgebiet zu erfahren. Lieferzeiten werden reduziert, Kundenzufriedenheit und Gewinne hingegen erhöht.
Wenn eine Big Data-Auswertung der Cyber-Polizei zeigt, dass nach einer Einbruchserie die nächsten Einbrüche im östlich angrenzenden Stadtteil weitergehen, dann ist es doch sinnvoll dort durch verstärkte Blaulicht-Präsenz die Einbruchsquote um 30% zu senken.
Big Data hat aber nicht nur Vorteile. Søren Kierkegaard hat das um 1845 schon treffend formuliert, als er feststellte: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ Was ist denn mit Gleichheit, wenn jemand keine Versicherung bekommt, weil er – nach Big Data-Vergleichen – mit hoher Wahrscheinlichkeit bald einen Unfall erleiden wird? Was ist mit Vielfalt, wenn wir nur noch Bücher angeboten bekommen, die wir – wahrscheinlich – auch kaufen? Was wird aus dem magischen Moment, wenn uns unser Supermarkt aufgrund unseres Kaufverhaltens zur Schwangerschaft gratuliert – noch bevor wir das selbst wissen? Und: Soll überhaupt jede reiche Firma Big Data-Analysen machen dürfen, nur weil sie es sich leisten kann?
Frauen sind übrigens auch Big Data-fähig. Sie können Millionen von Datensätzen (Blinzeln, Schnaufen, Wortwahl, Gesten) in Sekundenbruchteilen analysieren. Sie wissen deshalb schon heute, dass ihr Partner morgen Unsinn macht. Wenn ein Mann also vermeintlich ohne Zusammenhang zur Sau gemacht wird, dann ist das nicht grundlos … dann ist das auch ein bisschen Big Data.
Video: Big Data einfach erklärt von explain-it Erklärvideos <– die übrigens alle sehr zu empfehlen sind!
Bild Cyber-Polizeiauto: http://www.polizei-praevention.de/home.html H.-J. Henschel
Solche Regelmässigkeiten bzw. Berechnungen werden schon seit Jahren z.B. für Konsum-, Gewohnheits- und Reiseverhalten verwendet.
Ja, Big Data hat ja auch unbestritten tolle Effekte, von denen jeder Einzelne profitieren kann/wird. Nur – wie weit wird das noch gehen und wie genau werden wir durch verbesserte Algorithmen und Datenmengen „vorhersehbar“ und so noch mehr zum reinen Konsumobjekt degradiert? Werden einzelne Menschen (schleichend?) irgendwann benachteiligt, weil sie nicht in das Schema „Gewinnoptimiert“ passen? Ich glaube, dass irgendwann ein Politiker aus der Ecke springt und ein Gesetz zu „Gleichbehandlung der Konsumenten“ fordern wird, weil es Stilblüten gibt, die nur noch Kopfschütteln hervorrufen werden.
Und PreCops finde ich eine der tollsten Ideen, die mit Datenerfassung umgesetzt werden konnten.
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