Na, wieviele Weihnachtsgrußkarten werfen Sie dieser Tage ins Altpapier? Jetzt, da Weihnachten vorbei ist. Ich mag die ja, ich bin da schon altmodisch und freue mich über die Karten, die mir der Postbote einwirft. Manche sind einfache Postkarten. Andere klappen als Pop-up eine 3D-Winterlandschaft mit Weihnachtsmann und Rentieren aus. Eines haben sie alle gemeinsam: jemand hat an mich gedacht und wünscht mir neben den jetzt gerade vergangenen Weihnachtstagen meistens auch noch ein gutes, schönes oder erfolgreiches neues Jahr. Ist doch schön.
Mitte der 1980er Jahre gab es neben den bunten Papierkarten auch eine Neuigkeit. Digitale Weihnachtskarten. Sieben Motive waren es. Das Computermagazin t3n kramte diese Kuriosität erst vor ein paar Tagen wieder heraus und berichtete darüber.
Den Computerspielehersteller Sierra kennen viele Computer-Nostalgiker vielleicht noch von Mystery House, dem allerersten Grafikadventure. Und auch von der Spielreihe um Larry Laffer, der in einer Adventure-Serie versuchte, sich mit Frauen zu verabreden und dabei absurd komische Erfahrungen machte: Leisure Suit Larry.
Kurz vor Weihnachten 1986 brachte Sierra jedoch kein neues Adventure oder sonstiges Computerspiel auf den Markt, sondern „A Computer Christmas“. Mit dem Programm konnte man sich – erstmals – eine digitale Grußkarte erstellen lassen. Aus sieben Motiven in 8bit Pixeloptik konnte man wählen.
Das waren Schäfer, denen ein Engel erscheint, ein Pferdeschlitten im Schnee, ein Reh im Mondschein oder kitschige Socken mit Geschenken am Kaminsims.
Es ließ sich zudem ein kurzer Text verfassen, der dann über den Bildschirm scrollte. Um den damals kostbaren Speicher zu sparen, waren insgesamt vier Kürzel möglich. %m für Merry Christmas oder %n für Happy New Year. Doch die digitale Karte hatte noch mehr zu bieten: Aus dem Lautsprecher piepsten bekannte Weihnachstlieder.
Das aus heutiger Sicht Witzigste an den digitalen Karten war jedoch der Verbreitungsweg. Den weihnachtlichen Pixelbrei mit Piepsmusik schickte man nicht über das (damals praktisch nicht existente) Internet. Man schickte sie auch nicht per E-Mail. Vielmehr speicherte man sie auf einer Diskette. Diese musste man dann in einen Briefumschlag packen, mit einer Briefmarke bekleben und zur Post bringen. Wie eine heutige Papierkarte. Die, die Sie in diesen Tagen zum Altpapier bringen.
Sierras Grußkarten wären heute übrigens gar nicht mehr beim Empfänger angekommen. Also die Diskette selbst schon, auch wenn die meisten gar kein Diskettenlaufwerk mehr haben. Die Grußbotschaft darauf hätte den Empfänger aber nicht erreicht. Jeder Virenscanner würde die Datei nämlich löschen – quasi zum Altpapier bringen. Denn … Sierras Tool erzeugte ausführbare EXE-Dateien.