Facebook zieht jetzt um. Ein Teil von Facebook zumindest – nicht die Büros, aber Daten. In Irland hat Facebook aus steuerrechtlichen Gründen einen Hauptsitz, der die Daten aller Nutzer verwaltet, die nicht aus den USA oder Kanada kommen. In Irland speichert man also die User-Daten vom Rest der Welt: Europa, Südamerika, Afrika, Asien und Ozeanien. Das ist deshalb spannend, weil am 25.Mai die neue Datenschutzrichtlinie der EU in Kraft tritt, die DSGVO. Sie schreibt – einfach gesagt – vor, dass Nutzer, deren Daten innerhalb der EU (also auch Irland) gespeichert werden, deutlich mehr Rechte haben. Sie können nun einfacher Daten löschen lassen und müssen zudem verständlich und umfassend informiert werden, was eine Firma mit ihren Daten tatsächlich macht. Kommt ein Unternehmen dem nicht nach, haben die Verbraucher auch gleich noch ziemlich effektive Mittel (empfindliche Geldbußen nämlich), ihr Recht sogar gegenüber einem großen sozialen Netzwerk wie Facebook durchzusetzen. Auch wenn man sicherlich über Details der Verordnung streiten kann, sie stellt die User deutlich besser als jetzt.
Diese Verordnung muss für Facebook so sein, wie dem Teufel das Weihwasser. Tatsächlich scheint sie aber überraschenderweise sogar Mark Zuckerberg, dem Gründer und Chef von Facebook, richtig zu gefallen. Er findet sie so toll, dass er sie gleich weltweit auf alle Daten anwenden möchte, die Facebook speichert. Das hat er zumindest bei der Anhörung im US-Abgeordnetenhaus gesagt, als er kürzlich wegen dem Datenskandal befragt wurde. Er könne sich vorstellen, europäische Datenschutzwerkzeuge weltweit auf alle Daten von Facebook anzuwenden – sagte er da sinngemäß. Das einfachste wäfre, die Daten einfach alle in der EU zu speichern. Es würde also genügen, die Daten aus den USA nach Europa umzuziehen.
Und kurzzeitig dachte ich sogar, Facebook hätte auf mich gehört. Die haben tatsächlich angekündigt, die Daten von 1,5 Milliarden Usern zu verschieben. Die haben mich aber anscheinend falsch verstanden. Denn: Es werden nicht etwa alle Daten nach Europa kopiert. Vielmehr werden die in Irland gespeicherten Daten der 1,5 Milliarden Nicht-Europäer wegkopiert. Raus aus der EU und rein in die USA. Das Ganze erinnert mich ein bisschen an Pipi Langstrumpf: Ich mach’ mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt. Die Daten unterliegen damit gerade nicht mehr der DSGVO, deren Datenschutzwerkzuge der gute Herr Facebook ja angeblich weltweit anwenden wolle. Und sind die Daten einmal in die USA umgezogen, heißt es für den Datenschutz: Unbekannt verzogen. Keine Nachsendeadresse bekannt!
Wasser predigen und Wein trinken. Der gute Herr Zuckerberg hat nur vergessen, dass die Welt hinsichtlich des Informationsflusses globaler geworden ist und auch für ihn das Sprichwort gilt „Lügen haben kurze Beine“. Dem Menschen würde ich nicht mal glauben wenn er behauptet, dass es morgen früh wieder hell wird.
Was ist mit dem Marktortprinzip?
Artikel 3 (Räumlicher Anwendungsbereich) der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO oder GDPR) besagt, dass das Gesetz auf die Verarbeitung personenbezogener Daten von EU-Bürgern anzuwenden ist unabhängig vom Ort der Verarbeitung. Damit bringt ein Umzug nichts im Hinblick auf die Anwendbarkeit der neuen Verordnung.
Es wurden nur die Daten von nicht-Europäern wegkopiert.