Die ungarische Regierung wollte eine Internetsteuer einführen. Was absurd klingt, hätte für einen Industriezweig jedoch eine bahnbrechende Wirkung
Steuern gab es schon, als es noch kein Geld gab und bald – vielleicht – sogar auch noch im Internet. Die Stammesführer bekamen früher immer das größte Stück vom Hirschbraten und wer Handel trieb, der musste Teile der Einnahmen an den Staat abtreten. Im Mittelalter traf es dabei den weit verbreitetsten Beruf am härtesten. Die vielen Bauern, die täglich von früh bis spät auf den Feldern ackerten, mussten einen beträchtlichen Teil der Ernte an das Staatsoberhaupt im Schloß abtreten.
Heutzutage ist diese Einnahmequelle für den Staat aber zunehmend versiegt, denn es gibt immer weniger Bauern. In Ungarn fragte man sich daher, was die Menschen denn nun von früh bis spät machen, wenn sie nicht mehr von früh bis spät die Ernte einfahren? Bei der Fahrt im Bus oder einem Blick in den Wartesaal des Arbeitsamtes fiel es der Regierung dann auf: die surfen alle im Internet. Mit dem Smartphone, dem Tablet oder dem Laptop. Die logische Konsequenz war also, die Nutzung des Internets zu besteuern um den Staatshaushalt aufzupolieren. Das hat die ungarische Regierung dann auch tatsächlich versucht und so eine riesige Protestwelle losgetreten.
Auf Facebook und Twitter wurde die Regierung aufs übelste beschimpft. Jeder, der tippen kann, gab seinen Senf dazu und schrieb Beleidigungen ins Netz. Da war die Politik mal wieder zu langsam. Wäre die Steuer nämlich über Nacht in Kraft getreten, hätte der Shitstorm schon die erste Millionen eingespielt – locker! Und der ein oder andere hätte es sich bestimmt auch überlegt, ob er was schreibt – wenn Facebook ihn vor seinem Post erst mal nach der Kreditkarte gefrägt hätte.
Na ja, auch wenn die absurde Idee der Internetsteuer mittlerweile zurückgezogen wurde: am Anfang war von unglaublichen 50ct pro heruntergeladenem Gigabyte die Rede. Da hat es mich dann doch gewundert, dass die Filmindustrie diese Internetsteuer nicht auch in Deutschland fordert. Jeder illegal heruntergeladene Film würde dann nämlich eine halbe Kinokarte kosten – und das Problem mit den Raubkopien hätte sich schlagartig erledigt.