Mit einem Wisch ist gar nichts weg

Das Mülleimer-Symbol auf dem Desktop unserer Computer dient bekanntlich dem Löschen von Dateien. Mit der Maus werden nicht mehr benötigte Dokumente einfach entsorgt. Durchaus bekannt ist dabei die Tatsache, dass „in den Papierkorb gelegt“ keinesfalls „gelöscht“ bedeutet. Denn die Daten können jederzeit wieder aus dem Mistkübel entnommen werden. Ganz so wie bei einem echten Papierkorb unterm Schreibtisch, bevor dessen Inhalt von der Müllabfuhr abgeholt wurde.

Doch selbst dann war es immer noch so, dass die Daten manchmal wiederherstellbar waren. Insbesondere bei älteren, drehenden Festplatten (keine SSD) und älteren Betriebssystemen (bzw. Dateisystemen) war das so. Hier wurden nämlich nicht die Daten selbst, sondern nur die Referenz auf sie gelöscht. Also quasi der Eintrag, in welchem Gang und Regal ein Buch in einer Bibliothek steht. Dutzende Tools wie UnErase und ähnliches retteten so schon manche Urlaubsfotos, die aus Versehen gelöscht wurden. Sie gingen (um im Bild zu bleiben) alle Gänge und Regale der Bibliothek durch und fanden so die Bücher, die nicht im Register standen. Erst ein mehrfaches Überschreiben der Dateien mit sinnfreien, meist zufällig generierten, Folgen von Einsen und Nullen sorgte für ein „fachgerechtes Löschen“. Und auch dafür gab es Tools wie Eraser, die aber eine ganze Weile benötigten. Spätestens über Nacht waren die Daten aber unwiederbringlich weg.

Heute landen viele Daten in der Cloud und wir User haben den großen Vorteil, dass wir dadurch unsere Daten immer und überall dabei haben. Egal wie groß, egal wie viele. Dank iCloud sichern wir unsere Fotos, ohne selbst tätig zu werden. Und dank Office365 und der Microsoft-Cloud können sogar mehrere auf dem Globus verteilte Menschen gleichzeitig ein Word- oder Excel-Dokument bearbeiten. Allerdings ist eine Cloud keine Zauberei. Eine Cloud ist eigentlich nichts anderes als der Computer von jemand anderem – an dem wir eine virtuelle Arbeitsumgebung nutzen und an der unser Keyboard und die Maus halt nicht per Bluetooth oder Kabel hängen, sondern per Internetverbindung.

Und das heißt letztlich auch, dass ein Löschbefehl nicht auf unserer Festplatte ausgeführt wird, sondern auf irgendeinem virtuellen System. Da ist nichts mit über Nacht sicher löschen durch mehrfaches Überschreiben. Für die Google Cloud werden etwa zwei Monate angegeben, die nach einer Löschanforderung vergehen, bis die Daten das „weiche Löschen“ in der Recovery-Periode und das wirkliche Löschen auf dem aktiven Systemen durchlaufen. Zwei Monate! Daten sicher löschen über Nacht geht in der Cloud also nicht. Außer man lebt am Nordkap und beginnt mit dem Löschen am 20. November. Dann beginnt die Polarnacht. Die dauert zwei Monate.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.