Impfpass zu verkaufen

Im Internet oder über den Messenger Telegram bieten Kriminelle nicht nur negative Ergebnisse (angeblich durchgeführter) PCR-Tests an, sondern auch gefälschte Impfbescheinigungen. Die Kunden sind Querdenker. Und anscheinend auch Bundesligatrainer. Vor wenigen Tagen hat die Polizei in Hessen bei einer Großrazzia zwei mutmaßliche Fälscher hops- und über zehn Kunden vorläufig festgenommen. Mindestens 300 Fälschungen sollen auf das Konto der Bande gehen. Zwischen 150€ und 400€ kostet so ein falscher Impfpass mit Covid-Aufkleber. Geht man von einem Durchschnittspreis von 250€ aus, dann haben 75.000€ den Besitzer für illegale Impfnachweise gewechselt. Ein Haufen Geld, finde ich.

Allerdings handelt es sich hier wohl um kleine Fische. Denn schaut man mal nach Russland, dann gibt es da eine Bande, die über eine halbe Million (!) Menschen mit falschen Impfzertifikaten und Testergebnissen ausgestattet hat. Setzt man den gleichen Preis an, reden wir von sage und schreibe 125 Millionen Euro Umsatz. Man sollte meinen, dass das reicht, um für den Rest seines Lebens ausgesorgt zu haben. Aber weit gefehlt. Der kriminellen Bande scheint das nicht zu reichen.

Die Bande macht nun mit denen Kasse, mit denen sie bereits Kasse gemacht hat. Sie bieten nämlich nun die Daten ihrer Kunden zum Kauf an. Die Datenbank mit rund 500.000 Einträgen enthält Namen der Käufer aus der Region Moskaus, ihre Telefonnummern, den Wohnort, einige Passinformationen sowie das Ausstellungsdatum des falschen Zertifikats. 30 bis 40 Rubel verlangen die Anbieter pro Datensatz, das sind knapp unter 50 Cent.

Vermutlich werden jetzt einige sagen: „Super! Dann können ja auch die Behörden für wenig Geld die Unverantwortlichen mit falschem Impfpass identifizieren und aus dem Verkehr ziehen.“ Ob Russland das macht, weiß ich nicht. In Deutschland würde sowas sicher nicht passieren. Verbrechern wird von Seiten der Behörden kein Geld bezahlt, daher wird der Staat die Daten nicht kaufen. Nur … wer, wenn nicht die Staatsgewalt, ist denn an solchen Daten interessiert? Wer, wenn nicht die Behörden und Gesundheitsämter will wissen, wer sich einen falschen Impfpass besorgt hat? Die Antwort ist ganz einfach. Es sind Trittbrettfahrer, die ein wenig Kasse machen wollen. Denn wer bis zu 400€ für ein falsches Impfzertifikat bezahlt hat, der ist erpressbar und zahlt vielleicht erneut … um einer Anzeige und einer Meldung ans Gesundheitsamt zu entgehen. Verbrechen lohnt sich eben nicht. Für andere hingegen gleich doppelt.


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