Wer zahlt, schafft an

Isch mach Disch fertig. Isch kauf Disch einfach. Isch kauf Deine Villa und stell Dir noch einen Ferrari davor. Deinem Weib schick’ isch jeden Tag einen Fünfkaräter. Isch schieb es Dir hinten und vorne rein. Isch scheiß’ Disch so zu mit mein‘ Geld, dass Du keine ruhige Minute mehr hast. … Gegen meine Kohle haste doch jar keine Schangse.

Diese Worte stammen aus Folge 1 von Helmut Dietls Fernsehserie „Kir Royal“ aus dem Jahre 1986. Gesagt hat sie der Fabrikant Haffenloher (gespielt von Mario Adorf) zum Klatsch-Reporter Baby Schimmerlos (Xaver Krötz). Haffenloher wollte unbedingt auch mal auf den Boulevardseiten der Lokalpresse erscheinen. Schimmerlos ließ sich jedoch nicht kaufen. Es war seine Chefin, die der Versuchung des Geldes letztlich erlag. Nach Haffenlohers Ankündigung, teure Anzeigen zu schalten, übte sie Druck auf den Journalisten aus. Und Haffenloher bekam letztlich, was er wollte.

Eine ähnliche Provinzposse könnte sich jetzt erneut in München anbahnen. An der ehrwürdigen Technischen Universität der Bayerischen Landeshauptstadt. Vor gut einem Jahr wurde bekannt, dass das neue „Institut für Ethik in der Künstlichen Intelligenz“ von Facebook großzügig finanziell unterstützt wird. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Eine Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz hat der TU schon mal 20 Professuren für Betriebswirtschaft geschenkt. Auch SAP spendiert Millionen, um gemeinsam zu forschen. Die Facebook-Spende hingegen hat einen faden Beigeschmack. Nicht nur, dass „Facebook und Ethik“ in einem Satz wie „Feuer und Wasser“ klingen. Hinzu kommt auch ein ursprünglich geheimes Schriftstück, das kürzlich durch die Süddeutsche Zeitung an die Öffentlichkeit gelangte.

Zwar behaupten sowohl Facebook, als auch die Technische Universität München, dass die zugesagten 7,5 Millionen Euro ohne Verpflichtung oder Erwartung gezahlt werden. In der geheimen Vereinbarung heißt es aber, dass jährlich 1,5 Millionen fließen werden. Ob die nächste Tranche bezahlt wird, entscheidet Facebook jeweils im November eines Jahres. Hmmm, vielleicht nur, wenn die Ergebnisse „gefallen“? Das klingt jedenfalls nicht wirklich wie: ohne Erwartung. Zudem schreibt Facebook vor, wer der Leiter des Instituts wird. Ohne öffentliche Ausschreibung wohlgemerkt. Zudem: „Jede Änderung“ erfordert die „vorherige Zustimmung von Facebook.“ Auch das klingt nicht wirklich wie: ohne Verpflichtung.

Ich sag es mal in den Worten von Fabrikant Haffenloher in Kir Royal. Das Zitat am Anfang dieses Textes ging nämlich noch weiter. Und zwar so: „Und die Versuchung is so groß, da nimmst´s und dann hab isch dich, dann jehörste mir. Und dann biste mein Knecht. Isch mach mit dir, wat isch will, verstehste, Junge.

 

2 Kommentare zu “Wer zahlt, schafft an

  1. Facebook und keine Hintergedanken. Kein Unternehmen „spendet“ ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Und diese Sache riecht nicht nur, die stinkt gen Himmel. Komisch nur, dass man in Facebook dazu so gar nichts liest. :-D

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