Vielflieger im Flugmodus

Wer regelmäßig im Flugzeug sitzt, der kennt das. Neben der Position von Sauerstoffmaske und Schwimmweste erklären einem die Flugbegleiter:innen auch, dass man doch bitte sein Handy aus- oder in den Flugmodus schalten möge. Der Grund ist klar, gerade bei Start und Landung darf nichts die Kommunikation im Cockpit oder die wichtigen Sensoren des Flugzeugs stören. Dass das nur eine Vorsichtsmaßnahme ist und moderne Flieger gegen Störstrahlung gut geschützt sind, zeigt sich übrigens daran, dass es bei einer Aufforderung durch die Flugbegleiter bleibt – und es keine Leibesvisite gibt, um einem das Smartphone wegzunehmen.

Anfang Mai hat eine Australierin, die nur unter dem Namen Mrs. Rugby bekannt ist, ihr Telefon auf einem Flug von Sydney nach Auckland ebenfalls in den Flugmodus geschaltet. Während Sie die Reise bequem in der Business Klasse auf Sitz 3E verbrachte, muss ihr iPhone jedoch aus der Tasche in die Ritze des Sitzes gerutscht sein. Wie auch immer, Mrs. Rugby stieg ohne Telefon aus und bemerkte den Verlust erst zu Hause.

Familie Rugby konnte zwar bei der Airline niemanden erreichen, der das Handy aus dem Flieger holte, war aber über die „Wo ist“-Funktion von Apple in der Lage, das Gerät weiterhin zu orten – trotz Flugmodus. Im Flugmodus werden nämlich nicht alle Antennen abgeschaltet. Lediglich WLAN und Mobilfunk gehen aus. Bluetooth, das diese Funktion nutzt, bleibt jedoch meist an. Sonst könnte im Flieger ja auch niemand mit kabellosen Kopfhörern Musik anstatt des Turbinendröhnens genießen. Dank „Wo ist“ konnte Mrs. Rugbys verfolgen, wie ihr Smartphone zurück nach Sydney flog, dann nach Honululu, wieder nach Sydney, nur um dann erneut Neuseeland anzusteuern.

Zum Glück hat Mrs. Rugby das Handy nicht ausgeschaltet. Denn dann wäre die Suche mit der „Wo ist“-App per Bluetooth Low Energy nicht möglich. Denn „Aus“ ist aus. Oder?

Sicherheitsforschern der TU Darmstadt ist es vor wenigen Tagen gelungen, eine Schadsoftware auf einem ausgeschalteten iPhone auszuführen. Dass das funktioniert, liegt daran, dass „Aus“ bei vielen Samrtphones eigentlich doch noch „An“ ist. Zumindest teilweise. Ein iPhone ist nämlich auch dann noch als Kreditkarte und Autoschlüssel nutzbar, wenn es ausgeschaltet ist oder der Akku (eben nicht ganz) leer ist.

Letztlich gelang es dem Ehemann von Mrs. Rugby über ein Vielfliegerforum an einen Mitarbeiter der Airline heranzukommen, der tatsächlich in den A330 mit der Bezeichnung VH-QPA gehen konnte und das iPhone für eine spätere Abholung aus Sitz E3 herauskramte. Mit den sechs internationalen Flügen in der Business Class hat das Handy übrigens genug Bonuspunkte für den „Platinum One“ Vielflieger-Status bei Qantas Airlines gesammelt. Bei der nächsten Reise wird es vermutlich mit der Limousine zum Flugzeug gebracht.

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