Teure Wurzeln

Der Münchner Stadtrat besinnt sich auf alte Zeiten und macht sich auf den Weg „back to the roots“ – nur ist damit leider kein Waldspaziergang gemeint. Als im Jahr 2003 Microsoft den Support von Windows NT einstellte, stand München vor einem Problem. Die meisten Computer der Stadtverwaltung liefen mit Windows NT. Die Umrüstung auf das neue Microsoft Betriebssystem würde das Stadtsäckel mit 36,6 Millionen $ belasten.

LiMux – Die Revolution

Eine in Auftrag gegebene Studie sagte jedoch aus, dass es neben Microsoft noch eine gleichwertige Alternative gab: Freie Software – Open Source. Und so entschied sich die Münchner Stadtverwaltung medienwirksam dazu, Microsoft den Rücken zu kehren und unter dem Namen LiMux die Computer der Stadtverwaltung mit Linux und OpenOffice auszustatten. Weder der Besuch des damaligen Microsoft-Chefs Steve Ballmer, noch eine Preisreduzierung um sage und schreibe 12,9 Millionen $ konnte das verhindern.

LiMux

Zugegeben, bei LiMux lief besonders am Anfang nicht alles reibungslos. Mittlerweile befindet sich das System jedoch im Regelbetrieb und läuft, laut einer Umfrage unter Mitarbeitern, weitgehend rund. Das bestätigte 2007 sogar der TÜV und die Stadt schwärmte 2012, dass die Umstellung etwa 10 Millionen € gegenüber einer Windows-Umgebung eingespart hat. Auftretende Probleme haben nichts mit dem Linux-Client zu tun, sie seien der zerklüfteten und mangelhaften IT-Infrastruktur geschuldet. (Quelle Wikipedia)

Der Anfang der Wende

Jahre später, 2013, half ein Wirtschaftsreferent namens Dieter Reiter mit, dass Microsoft seine neue Deutschland Zentrale in München baut  (Quelle) – und nicht woanders. Tolles Grundstück, direkt am Anfang der A9 mit direkter Flughafenanbindung Kurzum: Wer aus den Windows des neuen Microsoft Office sieht, hat einen grandiosen Outlook.

Im Mai 2014, wird eben jener Wirtschaftsreferent neuer Oberbürgermeister der Stadt München. Drei Monate später beauftragt die Stadtspitze den Microsoft-Partner Accenture mit einem Gutachten über die IT in der bayerischen Landeshauptstadt. 2016 eröffnen Ilse Aigner und Dieter Reiter, der sich früher schon unwidersprochen als „Microsoft-Fan“ bezeichnen ließ, feierlich die neue Microsoft-Zentrale.

Die Wende

Und nun ist das Gutachten fertig. Die Empfehlung: „Ausstieg von LiMux auf Raten“. Der Stadtrat interpretierte das gleich etwas weiter und beschloss gerade ohne Schätzung von anfallenden Kosten und fast schon versteckt im Antrag „die Entwicklung eines Windows-Clients“ sowie die Umstellung von „Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationsprogramm (…)“ auf „marktübliche Standardprodukte“.

Den Weg zurück zu den Wurzeln halten Experten für einen Schritt in die falsche Richtung. Doch das wird nichts ändern und es fließen unnötig Steuermillionen in eh schon volle Taschen, während Linux-Entwickler am IT-Standort München Mitarbeiter entlassen werden – jede Wette! Mir fällt dazu nur eines ein: Make Microsoft great again!


Bildnachweis: über Wikipedia geladen, dort unter der GNU GPL als frei verfügbare Grafik angegeben mit folgender Quelle: http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Direktorium/LiMux.html (eigene Arbeit)

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