2014 berichtete ich an dieser Stelle (hier) von einem Experiment in Washington. Durchgeführt wurde es aufgrund einer Studie des Harborview Injury Prevention and Research Centers, laut der Menschen, die eine SMS verfassen, eine rote Ampel vier mal häufiger übersehen, als andere. Und nicht nur das, sie rennen auch häufiger in andere Menschen hinein und verletzen diese. Der TV-Sender National Geographic hat daraufhin einen Gehweg in zwei Spuren aufgeteilt. Auf einer sollten normale Fußgänger gefahrlos laufen können.
Die andere war für diejenigen gedacht, die in Gedanken bei CandyCrush oder einer SMS sind und den Kopf nach unten gerichtet haben. Dazu wurden Linien und Symbole auf den Fußweg gemalt. Der Blick aufs Handydisplay ist ja schon so manchem zum Verhängnis geworden und so sollten auf diesem Gehweg zumindest keine Köpfe mehr aneinander krachen.
Das Experiment hat übrigens nicht funktioniert, weil die Handyuser die Symbole auf dem Boden erst gar nicht gesehen haben.
Nun kommt – für mich wenig überraschend – eine bessere Lösung von Google. Überspitzt gesagt, hat Google ja praktisch noch nichts wirklich selbst erfunden. Dafür haben sie dutzende Dinge, die es schon gab, einfach perfekt und besser gemacht und sind heute in diesen Gebieten Marktführer. Suchmaschinen gab es schon (Altavista, Fireball, …), aber nicht so gut wie Google. Online-Landkarten gab es schon, heute dominiert Google Maps das Netz. Kostenlose E-Mail gab es schon lange, heute ist Gmail der größte Anbieter. Auch im Bereich der Betriebssysteme für Smartphones, hat Googles Android die Marktführerschaft. Und das bekommt in der neuen Version 12 eine neue Funktion – und wird noch besser.
Mit der „Kopf hoch“-Funktion kann uns das Smartphone bald warnen, wenn wir zu sehr abgelenkt sind. Die Sport- und Fitnessfunktionen in Android (und Apples iOS) erkennen bereits länger schon, ob und wie wir uns bewegen. Der Gyrosensor kann geringste Beschleunigungen in alle Richtungen messen und weiß daher anhand des Bewegungs-Musters in Verbindung mit der Geschwindigkeit, ob wir gehen, rennen oder Fahrradfahren. Wird eine derartige Bewegung erkannt und ist zudem das Display an, werden wir zukünftig gewarnt. „Look up – avoid using your phone while walking“ wird dann eingeblendet, also “Schau hoch – vermeide die Nutzung deines Smartphones beim Laufen“. Einen Screenshot davon kann man auf hier Twitter sehen.
Mir persönlich fehlt jetzt nur noch eine Funktion, die mir insbesondere an Flughäfen schon des Öfteren gefehlt hat. Es nervt nämlich, wenn irgendwelche „Manager“ neben mir auf einer öffentlichen Toilette lautstark telefonieren. „Halt lieber ihn – vermeide die Nutzung deines Smartphones beim Pinkeln“ wäre mein Textvorschlag an Google.
Schon Anfang 2013 hat der Thinktank „Improv Everywhere“ ( https://improveverywhere.com/ und https://www.youtube.com/channel/UCTrtA2LyW7gie0o8hY4efXw ) das Experiment „Seeing Eye People“ ( https://improveverywhere.com/2013/04/30/seeing-eye-people/ ) in New York durchgeführt (siehe https://www.youtube.com/watch?v=N5SWgWI8Cag und https://www.youtube.com/watch?v=kNyTqIsrk0w ).
Das Experiment war ein voller Erfolg. Leider wurde nicht mehr daraus, weil das Ganze zu personal-intensiv war.