Komfortrauschen als Lebensretter

Als ob es nicht schon genug Lärmbelästigung gäbe! Nun will uns die EU 
auch noch mit künstlichem Lärm zwangsbeschallen! 
Abgeschaut haben sie das beim Handy.

kommt_nixErst ab einer Geschwindigkeit von etwa 50 km/h erzeugen PKWs ohne Verbrennungsmotor durch das Abrollgeräusch der Reifen genügend Lärm, um als ankommendes Gefährt wahrgenommen zu werden. Deshalb sind langsame Elektromobile eine Gefahr für unachtsame Fußgänger.

Die EU plant daher eine Richtlinie zu erlassen, nach der Elektroautos ab Juli 2019 beim Anfahren ein künstliches Geräusch erzeugen müssen.

Noch ist unbekannt, wie hoch die Mindest- und die Maximallautstärke sein wird – und auch, wie das Geräusch klingen soll, steht noch nicht fest.

Beim Telefonieren mit dem Handy ist man hier schon weiter. Dort wird eine ähnliche Technik schon seit längerem eingesetzt: das Komfortrauschen nämlich. Beim Telefonieren im Mobilfunknetz wird das gesprochene Wort durch so genannte Codecs in kleine Datenpakete umgewandelt. Damit diese Datenpakete möglichst klein sind und wenig Bandbreite bei der Übertragung benötigen, werden unnötige – weil sehr leise – Geräusche herausgefiltert. Das permanente Hintergrundrauschen zum Beispiel.

Das hat jedoch einen entscheidenden Nachteil. Ohne das Hintergrundrauschen entsteht am anderen Ende der Leitung durch die plötzlich auftretende komplette Stille während einer Sprechpause der Eindruck, dass die Verbindung abgebrochen sei. Permanentes Nachfragen „Hallo? Bist Du noch dran?“ ist die Folge. Um das zu verhindern, fügt ein intelligenter Sprach-Codec wie G.729 beim Entpacken der Datenpakete (also beim Zuhörer) ein künstliches Dauergeräusch ein. Und das wird Komfortrauschen genannt, denn es klingt – welch Überraschung! – wie ein leises Rauschen. Und so hört man auch, dass die Verbindung noch besteht.

Wie das künstliche Geräusch beim Elektroauto klingen soll, weiß man wie gesagt noch nicht. Nur, wie es nicht klingen darf, das hat eine EU-Kommission bereits 2012 festgelegt. Glockengeläut, Hundebellen sowie Sirenen und Melodien werden nicht erlaubt. Auch das Klingelgeräusch eines Handys oder Telefons ist unerwünscht – weil unsinnig.

Bei einem Test mit einem klingeltonähnlichen Geräusch hatte man die Hoffnung, dass die Menschen sofort aufhorchen und reagieren – ähnlich wie sie das bei einem eingehenden Telefonat auch tun. Tatsächlich aber achtete keiner der Fußgänger mehr auf das herannahende Elektroauto. Jeder kramte, in der irrigen Annahme einen Anruf zu erhalten, in der Tasche nach seinem Mobiltelefon – anstatt auf den Verkehr zu achten. Und wenn die Testpersonen dann – unachtsam – die Straße betreten hätten, hätte das eher unschöne Geräusche gegeben: Quietsch, Bumm, Knack und Aua nämlich.

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