Eingeschränkte Redefreiheit

Der britische Wettermann Thomasz Schafernaker (40) war gerade dabei, im Fernsehprogramm der BBC das eiskalte Schneewetter für die USA zu präsentieren, als ihm eine weibliche Stimme laut und deutlich widersprach. Live. Im TV.

Die Frau, die sich das getraut hat, war nicht Schafernakers Ehefrau oder Freundin. Es war die Frau an seinem Arm. Besser gesagt, in seiner Uhr. Seiner Apple-Watch, um ganz genau zu sein. Es war Siri. Als Schafernaker gerade Schneefall ankündigte, sagte die Apple-Watch laut und deutlich: „Es gibt keinen Schnee in der Vorhersage“.

 

Der Wetterfrosch reagierte auf den Widerspruch souverän und sympathisch, ein Video des Vorfalls ist auf YouTube zu finden.

Normalerweise muss die Spracherkennung in Apple Geräten durch den Befehl „Hey Siri“ aktiviert werden. Mit dem Update des Betriebssystems auf watchOS 5 Anfang des Jahres, hat Apple jedoch eine neue Funktion eingeführt: „Raise to Speak“ (sinngemäß „anheben, um zu sprechen“). Hebt man die Uhr ans Gesicht, zum Beispiel um das Display abzulesen, kann man direkt Sprachbefehle abgeben. Es ist wahrscheinlich, dass auf Schafernakers Apple Watch „Raise to Speak“ aktiviert war und er beim Rumfuchteln vor der Wetterkarte vermeintlich und unbewusst die „Anheben-Geste“ machte. Die Uhr bemerkte somit korrekt, dass es am aktuellen Standort in England keinen Schnee in der Vorhersage gibt. Sie konnte nicht wissen, dass Schafernaker über die USA sprach.

Der Vorfall zeigt aber, dass Spracherkennung in Zukunft immer häufiger zu Problemen führen wird. In Großraumbüros zum Beispiel, wenn einer spricht und viele Geräte antworten. Noch schlimmer wird es aber, wenn sie einem so deutlich und offen Widersprechen, wie es Thomasz Schafernaker passiert ist. Das könnte massive Nachteile bringen! Ich schlage daher vor, dass es eine Art „Black-List“ gibt, die die Redefreiheit von diesen Geräten einschränkt. Ich meine eine zentrale Liste von Antworten, die Sprachassistenten wie Siri, Alexa, Cortana & Co nicht antworten dürfen.

Hier schon mal ein paar Sätze, die ich in der Liste gerne sehen würde. Siri & Co dürfen aus meiner Sicht folgendes niemals sagen, auch wenn sie noch so Recht haben:

  • „Was laberst Du? Die Hose steht deiner Frau überhaupt nicht fantastisch.“
  • „Ne! Heute waren gar keine Überstunden nötig.“
  • „Deine Begleitung war keine Person mit dem Namen ‚Peter‘. Sie ist als ‚heißer Feger aus der Buchhaltung‘ bekannt.“
  • „Das sind nie im Leben 18cm.“

Fällt ihnen noch etwas ein? Schreiben Sie mir gerne ein E-Mail an blacklist@tobias-schroedel.de und ich ergänze die Liste online, hier, auf meinem Blog https://ich-glaube-es-hackt.de

Ein Kommentar zu “Eingeschränkte Redefreiheit

  1. Sehr gut 😊, besonders interessant wird es wenn die Spracheinstellungen gerade mal wieder auf der „anderen“ Sprache eingestellt sind. Ich nutze das als Tastaturersatz beim diktieren und falle immer mal wieder darauf rein.

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