Power Marsch!

Was braucht man, um Nichts herzustellen? Richtig. Energie. Und das nicht zu knapp. Wieviel kostet dann so ein Nichts? Richtig. Viel. Also: Richtig viel sogar. Im Moment zahlt man für ein Nichts so zwischen 10.000€ und 15.000€ und wie Sie sicherlich schon gemerkt haben, geht es um den gerade stattfindenden Bitcoin-Hype.
Ein Bitcoin ist eigentlich Nichts. Es haben sich nur Menschen darauf geeinigt, dass der, der mit seinem Computer eine richtig schwere Rechenaufgabe löst, gar nichts dafür bekommt, außer einem Strich auf der Strichliste. Alle die, die mitmachen, haben sich aber darauf verständigt, dass man mit jedem Strich auf der Strichliste einkaufen kann. Wer also viele Striche hat, kann viel einkaufen – bei allen, die mitmachen.

Weiterhin haben sich diese Menschen darauf geeinigt, dass die Rechenaufgaben jedes Mal schwerer werden, wenn einer eine Aufgabe löst. Damit soll eine Inflation an Strichen verhindert werden. Wie beim Geld halt: Wenn viele Striche im Umlauf sind, sind die Striche weniger wert.Der Gegenwert eines Striches lag jahrelang so zwischen 250€ und 500€ und wenn man bedenkt, dass man einen Computer kaufen muss, der auch Strom verbraucht, dann war es unsinnig, den Computer ein ganzes Jahr rechnen zu lassen, nur, um einen Strich zu erhalten. Nun aber, da urplötzlich Millionen Menschen Interesse an den Strichen zeigen, steigt auch der Preis. Bei 12.000€ pro Strich lohnt es sich sogar, riesige Rechenzentren mit tausenden Computern in Billigstromländern aufzubauen, nur um Rechenaufgaben zu lösen, für die man Striche bekommt. Tatsächlich – so schätzen Experten – verbraucht derzeit die Suche nach Strichen weltweit in etwa so viel Strom pro Jahr, wie ganz Dänemark (derzeit etwa 33 Terrwattstunden).

Nochmal zum Mitlesen: Der Verbrauch von Strom für Computer, die nichts Produktives machen, außer Rechenaufgaben zu lösen, für die man dann Nichts bekommt, außer, dass sich Millionen Menschen darauf geeinigt haben, dass man für dieses Nichts mal eben 12.000€ bekommt, dieser Stromverbrauch ist fast so hoch, wie von allen Haushalten und Fabriken in ganz Dänemark zusammen. (Wobei nicht ganz klar ist, wie genau diese Schätzung ist und manche sie als falsch einschätzen.)Aber was ist eigentlich dran, an Bitcoins und anderen digitalen Währungen? Meiner Meinung nach ist es die Sehnsucht nach anonymen Zahlmöglichkeiten, nach Schwarzgeld. In Zeiten, in denen jede Überweisung kontrolliert wird, der 500€ Schein als »Schwarzgeldschein« abgeschafft wird und Länder darüber nachdenken, das Bargeld komplett abzuschaffen, in diesen Zeiten machen sich die Menschen ihre eigene Währung. So wie im Krieg Zigaretten eine Schattenwährung waren, weil man nichts anderes hatte.

Zwar mag es lustig anmuten, dem Obdachlosen 50ct per Kreditkarte zu bezahlen (wie in Stockholm), aber das kann es in Zukunft nicht sein. Wir brauchen anonyme Zahlungsmöglichkeiten wie es mit Bitcoins möglich ist. Besonders in einer vollständig überwachten Zahlungswelt. Denn niemand will sein Weed am Bahnhof per Banküberweisung bezahlen. Niemand will dem Nachbarn beim Streichen des Zimmers helfen und für das »Trinkgeld« dann Steuern bezahlen. Ebenso will keiner den Eintrag von »Rosi aus dem Sperrbezirk« auf seiner Kreditkartenabrechnung finden. Und noch weniger wollen den Eintrag von »Rosi aus dem Sperrbezirk« auf ihrer Kreditkartenabrechnung von ihrer Frau finden lassen.

Ein Kommentar zu “Power Marsch!

  1. Finanztransaktionen mit Bitcoin oder anderen virtuellen Währungen sind nicht unkompliziert und verlangen ein hohes Wissen. Bei regulären Banken kann man sich an den Bankangestellten, einen Ombudsmann, Bankenaufsicht, etc. bei Problemen oder Fehlüberweisungen wenden. Bei Bitcoin ist man bei Fehlern auf den guten Willen seines Gegenübers angewiesen. Meist kennt man noch nicht einmal dessen Identität, sondern nur dessen Bitcoin-Adresse. Die Transaktionsgebühren sind zudem recht hoch im Vergleich zu Banküberweisungen.
    Nur elektronisch mit Karte bezahlen möchte ich nicht. Es gibt Studien, dass Menschen bei reiner Kartenzahlung, wie sie etwa in Schweden üblich ist, auch mehr Geld ausgeben als wenn sie den Betrag mit Geldscheinen oder Münzen aus ihrer Geldbörse begleichen.
    Ich finde auch, dass wir anonyme Bezahlmethoden benötigen, da man ansonsten völlig gläsern wird. Bitcoin sehe ich eher als Pilotprojekt, interessant ist vor allem die Blockchain, die sich zum Beispiel für Grundbücher im Katasteramt anbietet. Derzeit ist der Bitcoin eher ein Spekulationsobjekt mit hohem Verlustrisiko und keine sinnvolle Option zum Bezahlen im Alltag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.