Dummheit im Internet

Das Internet ist ein Freiraum der Gedanken und der Informationen. Die freie, offene Architektur des Internets erlaubt es heute jedem Menschen mit Zugang zu einem Online-Computer nahezu unendlich viele Informationen aus der ganzen Welt abzurufen. Kein anderes Medium ist in der Lage, innerhalb von Sekunden so viele Menschen zu erreichen und mit den neuesten Informationen zu versorgen. Selbst China schafft es nicht, alles zu zensieren und Menschen den Zugang zu offenen Nachrichten gänzlich zu versperren – nur erschweren. Der Stellenwert des Internet wird oft mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 verglichen. Eine Erfindung, die uns flächendeckende Bildung, damit Fortschritt, die Industrialisierung und letztlich auch Wohlstand gebracht hat.

Und was passiert? Mehr Menschen als die Sendung überhaupt gesehen haben, spucken im Netz Spott, Hohn und Hassparolen über Thomas „Gottschalks große 68er Show“ aus. Hohn und Spott ergießt sich digital ebenso umfangreich über ein ungewöhnliches Outfit von Sophia Thomalla. Über „Darth Söder“, als der die bayerischen Weltraumpläne vorstellt. Über Steffen Henssler, wenn der gegen einen Sportlehrer im modernen TV-Zehnkampf verliert. Über Journalisten, die über Demonstranten berichten – Linke wie Rechte. Über Fußballer, die einfach mal eine schlechte Phase haben. Über Fußballtrainer, die verlieren, weil ihr von „Beratern“ völlig egomanisiertes Starensemble sich mehr Gedanken über Armbanduhren macht, als über den nächsten Gegner. Eigentlich findet sich immer jemand, der Beleidigungen loswerden möchte. Meist anonym, sinnfrei und ohne wirkliche Argumente. Dabei muss niemand Gottschalks Sendung mögen, auch nicht Thomallas Klamotten oder jeden Fußballverein (egal ob blau oder rot).

Mensch, Leute! Wenn’s Euch nicht gefällt, dann schaut halt weg! Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat es etwas wie das Internet gegeben. Ich habe es schon immer für das erste und bislang einzige Medium gehalten, das in der Lage ist, Bildung und Information auch in den letzten Winkel der Erde zu bringen. Selbst zu einem einsamen Schafhirten im Hindukusch, auf die kleinste Insel im Pazifik und auch in die Berge Perus. Und was machen wir? Wir scheißen das Internet zu mit Müll. Wir speien Beleidigungen, Hohn und Spott per DSL und LTE in den Äther. Wir sind einfach eine dumme Spezies, die es mal wieder schafft, etwas so Wunderbares wie das Internet kaputtzumachen. Zum Glück nicht Alle. Nur die, die sich jetzt angesprochen fühlen und sich gerade fragen, mit welch fiesem Spruch sie mir jetzt antworten werden.

9 Kommentare zu “Dummheit im Internet

  1. Warum nicht ein „clever“-net bauen, um Wissen zu transportieren?
    Aus gegebenem Anlass: Brockhaus stellt seine Print-Ausgabe ein, dort z.B. wären viele Mitarbeiter, die wissen, wie Wissen von Polemik und Falschmeldungen getrennt werden kann.

    • Nun ja, eine gute Idee, aber dazu brauche ich kein Brockhaus. „Clever-net“ könnten z.B. die vielen Wiki´s im Netz sein, wenn sich viele „Fachleute“ dran beteiligen, Beiträge anderer „prüfen“ und ggf. die Korrektur anstoßen.

  2. Nun, das Internet ist eben nicht nur Hort des Wissens und der Bildung sondern gleichzeitig Kneipe und Marktplatz geworden. Und auch dort wird gespottet und getratscht.
    Der einzige Unterschied liegt eben in der Reichweite… wenn sich auf einem Marktplatz ein paar Dorfbewohner unschön über einen Mitbürger auslassen, erfährt das schlimstenfalls das Dorf, aber nicht unbedingt der Rest der Welt.
    Ob ein Schafhirte im Hindukusch (In Abwesenheit von Strom & Funkverbindung) nun so viel vom Internet hat weiß ich nicht.
    Die „Falschmeldungen“ stehen aber auch oft genug in der Zeitung/im TV, da glaubt man sie nur und nennt das „News“ – dabei ist es oft nicht mehr als billige Propaganda der dpa & Reuters 1:1 abgeschrieben.
    Wer hier das Zitat von George Swinton zur „Freien Presse“ kennt, sollte wissen dass das schon im 19. Jhd. ein Märchen war und sich sicherlich durch den Rundfunkstaatsvertrag der BRD nicht wirklich verbessert hat.
    Das Internet trägt viele Infos an fast alle Orte der Welt… sie zu bewerten will aber gelernt sein… wie bei allen Arten von Informationen.

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