Austausch-Dealer

Vor vielen Jahren war es noch möglich, dass man beim Auto selber die Zündkerzen wechselt. Man konnte in einem früheren Leben sogar auch noch jede x-beliebige Tinte in einen Drucker stecken, ohne dass er moserte. Auch Kaffeemaschinen akzeptierten Pulver von jeder Rösterei. Heute braucht man ein Informatikstudium um überhaupt herauszufinden, dass eine der Zündkerzen nicht mehr zündet. Drucker zicken rum, wenn die Tinte einen anderen Markennamen trägt. Und auch die Pads für Latte oder Macchiato sind alles andere als herstellerübergreifend genormt.

Sinn der Sache ist, dass wir in Vertragswerkstätten gehen, mit überteuerter Farbe drucken und die braune Plörre mit immer den gleichen Bohnen brühen. Unsere Kohle soll in die vermeintlich richtige Tasche fließen, was sich auch die Hersteller unserer Smartphones nicht entgehen lassen wollen. Ersatzteile sind eine gute Einnahmequelle. Natürlich nur, wenn man sie als teures Original kauft.

kaputtes DisplayBei gebrochenen Displays achtet Apple z. B. peinlichst genau darauf, dass nur Apple-Stores (und ganz wenige lizensierte Service Provider) das Original-Glas verbauen können. Wenn also günstige Dritt-Anbieter von echten Apple-Ersatz-Displays sprechen, ist das schlichtweg gelogen.

Ebenso ist Vorsicht geboten bei angeblichen „OEM-Ersatzteilen“ (Original Equipment Manufacturer). Der Begriff ist nicht geschützt und wird gerne verwendet, wenn die Ersatzteile lediglich aus der gleichen Fabrik kommen und mit dem Original ansonsten eigentlich nichts gemeinsam haben.

Auch wenn ich finde, dass wir bei Original-Ersatzteilen fast schon erpresst werden, hin und wieder hat das auch was Gutes. Wer den Home-Button seines iPhones wechseln lassen muss, der kann keinen billigen Knopf einbauen lassen. Apple hat den Drücker nämlich mit einem fest verlöteten Co-Prozessor auf der Hauptplatine gekoppelt. Ist eines der zwei Dinge kaputt, muss zwingend Beides getauscht werden: der billige Knopf und der teure Prozessor.

Das hat nichts mit höheren Einnahmen zu tun, sondern mit Sicherheit. Der Home-Button ist seit dem iPhone 5S nämlich auch der Fingerabdruck-Scanner, der den Zugang auch ohne PIN ermöglicht. Durch die Verquickung wird vermieden, dass jemand von „seinem“ iPhone den Fingerabdrucksensor ausbaut, ihn in ein anderes Gerät einsetzt und so auf diesem unerlaubten Zugriff erhält. Deshalb ergibt das Sinn. Vorgeschobene Argumente wie „fremde Tinte zerstört den Druckkopf“ oder „anderer Kaffee verklebt die Düse“ sind hier unnötig. Denn so muss mir ein Handy-Dieb weiterhin einen Finger abschneiden, wenn er mein Smartphone benutzen will. Aber das passiert zum Glück immer nur in diesen Agentenfilmen.


Bildnachweis: (c) Sergey Peterman / Fotolia

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