In letzter Zeit hört und liest man immer wieder, dass Blockchain die Technologie der Zukunft sein soll. Die Blockchain sorgt nicht nur bei der Internet-Währung Bitcoin für Sicherheit, sie werde den ganzen Finanzmarkt revolutionieren. Und überhaupt auch jede andere Industriesparte. Angeblich erfindet gerade jeder seine eigene Blockchain-Idee, die alles revolutionieren wird. Das ist ganz witzig, denn ich habe das Gefühl, dass die meisten gar nicht wissen, was die Blockchain überhaupt ist.
Was ist denn eigentlich die Blockchain?
Einfach gesagt ist sie nichts anderes, als eine Liste von Vorgängen. Für Bitcoin – also Geld – kann man sie sich wie ein Haushaltsbuch vorstellen, in das jede Ausgabe mit Betrag und Empfänger eingetragen wird. So kann man jederzeit nachsehen wieviel Geld man noch hat und auch, wo jeder einzelne Euro geblieben ist. Es gibt nur einen Unterschied: nicht eine Familie trägt alle Ausgaben in ein Buch ein, die ganze Welt trägt jede Ausgabe in ein riesiges und öffentlich einsehbares Haushaltsbuch ein – von dem es auch noch dutzende Kopien gibt, die von unbestechlichen Haushälterinnen à la Nanny PcPhee bewacht werden. Jede Transaktion unterzeichnen die beteiligten Parteien dann noch fälschungssicher durch kryptographische Schlüssel. Und damit niemand – kein Verbrecher und kein Staat – irgendeinen Eintrag in der Liste verändern oder löschen kann, sind diese gegen Manipulation geschützt. Einfach gesagt, hat jede Zeile eine Prüfziffer – und die wird im nächsten Eintrag beim Berechnen der Prüfziffer gleich wieder mit eingerechnet.
Tatsächlich kann deshalb rückwirkend nichts in der Liste verändert oder gelöscht werden, denn das würde sofort auffallen. Das schützt gegen Betrug und Manipulation. Und jetzt wird es spannend, denn das ist eine Revolution für viele Dinge. So eine Liste kann man ja nicht nur für Ausgaben und Einnahmen erstellen. Mann kann auch Listen von Eigentümern von Bildern, Stradivaris, Diamanten oder Grundstücken erstellen. Und jedesmal, wenn einer was verkauft, schreibt man das da öffentlich, unwiderruflich und auch unveränderbar rein. Dann ist immer klar, wem was gehört – und auch wer vorher Besitzer war. In Honduras zum Beispiel haben korrupte Beamte jahrelang die Grundstücksregister manipuliert und sich so illegal als Eigentümer der besten Grundstücke eingetragen. Das geplante, nun auf Blockchain basierende Grundbuch ist hingegen fälschungssicher und nachweisbar. Der Grundstücksklau ist damit beendet.
Auch von Sensoren gemessene Werte sind in einer Blockchain-Liste denkbar. Temperaturen in einem Tiefkühlocontainer zum Überwachen der Kühlkette zum Beispiel – oder Kilometerstände von Autos. Stellen wir uns vor, jedes Auto würde täglich seinen Kilometerstand an eine Blockchain melden. Heute wird angeblich jedes dritte Gebrauchtfahrzeug mit zurückgedrehtem Kilometerstand verkauft. Diesem Betrug würde die Kilometerstand-Blockchain sofort einen Riegel vorschieben. Den jeder könnte nachsehen, und merkt, dass das angebotene Auto gestern noch 35.000km mehr auf dem Tacho hatte, als jetzt.
Ist das noch gut, oder kann das weg?
Kurzum: Die Blockchain wird definitiv viele Industrien revolutionieren und insbesondere Geldwäsche und Betrug beim Verkauf von gestohlenen Kunstwerken, Diamanten, Grundstücken und Gebrauchtwägen verhindern. Kein Wunder also, dass so viele Wissenschaftler, Banken und auch Finanzminister diese Technologie pushen.
Und auch kein Wunder, dass nicht nur Gebrauchtwagenhändler, sondern auch das organisierte Verbrechen sowie einige Banken und Staaten die Blockchain–Technologie unbedingt verhindern wollen.
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31.05. – Ein Absatz vertauscht, liest sich jetzt sinnvoller
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