Panzerknacker

Seit ich denken kann, versuchen die Panzerknacker den Tresor von Dagobert Duck zu knacken. Gelungen ist ihnen das nie – auch wenn sie ein paar mal knapp dran waren. So ein Safe ist halt auch nicht so einfach zu knacken, wie ein Auto – oder das ein oder andere schwache Passwort. Oder etwa doch?

Unterstützung bekommen die Panzerknacker aus Entenhausen nun von einem Mann aus Boulder, Colorado. Nathan Seidle ist wohl so etwas wie der Daniel Düsentrieb der 100.000 Einwohner zählenden Stadt nahe den Rocky Mountains. Der Inhaber eines Bastler-Shops demonstrierte auf der DefCon-Konferenz letzte Woche in Las Vegas, wie man mit einem Arduino-Minicomputer, ein paar Servomotoren und Magneten Safes knacken kann.

Brute Force Attacke am Geldschrank

Das kleine roboterähnliche Gestell drehte einfach mal so in Windeseile alle möglichen Kombinationen am Rad des Drehschlosses. Das kennt man ja schon von Passwortknackern am Computer und wird Brute Force Attacke genannt. Die Sicherheit des Tresors lag daran, dass der Mensch einfach zu langsam drehen kann und daher wohl Jahrzehnte brauchen würde, alle Kombinationen durchzuprobieren.

Da Seidle seinen Vorführsafe vorher genau untersuchte, konnte er zusätzlich sogar noch einige Zahlenkombis überspringen und sein Roboter schaffte den gesamten Schlüsselraum innerhalb einer Stunde. Selbst ohne dieses Wissen hätte Seidle nur maximal 115 Tage gebraucht. 115 Tage entsprechen nicht ganz vier Monaten. Bei der Aussicht auf mehrere Millionen Taler für jeden Panzerknacker eine durchaus akzeptable Wartezeit.

Digitalisierung ändert einfach alles

Die unaufhaltsame Digitalisierung der Welt muss langsam aber sicher in unsere Köpfe rein. Wir müssen selbst Altbekanntes neu hinterfragen. Dinge, die wir seit Kindheitstagen fest verankert haben. Nein, man braucht heute eben keinen kriminellen Tresor-Spezialisten mit Stethoskop oder Schneidbrenner mehr, um einen Safe zu knacken. Man braucht ein paar Standard-Elektronik-Bauteile für 170€ … und maximal vier Monate Zeit.

Auch andere für mich schon immer gültige Naturgesetze, werden sicherlich auch bald durch die Digitalisierung zerstört. Es würde mich nicht wundern, wenn auf der nächsten Konferenz irgendein Bastler mit Servomotoren und einem Exoskelett an den Armen ein ausgewachsenes Pferd hochhebt. Oder wenn einer der Redner mit einem 10€-Brushless-Motor und dem Rotor einer Spielzeugdrone auf dem Rücken in den Raum fliegt. Machen wir uns nichts vor: Pippi Langstrumpf und Karlsson vom Dach wären nur halb so cool gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass ich deren „Superkräfte“ mit einem 3D-Drucker, einer Bestellung bei Conrad sowie einer YouTube-Anleitung auch selbst haben kann.

 

 

 

 


Hier noch ein Interview mit Nathan Seidle samt Demo des Roboters, der Safes knackt:


Bildnachweis:

(c) 2017 Tobias Schrödel – der offene Safe nach dem Vortrag, links das Gestell mit dem Arduino-Board und den Magneten samt Drehvorrichtung

Pipi Langstrumpf – Standbild aus dem Fernsehfilm den es hier zu kaufen gibt

Karlsson vom Dach – Bild von UfaDVD (hier)

Ein Kommentar zu “Panzerknacker

  1. Hallo und vielen Dank für den tollen Artikel. Es ist schon erstaunlich, wie leicht man Sicherheitstechnik umgehen kann. Einen richtigen analogen sprich mechanischen Safe zu öffnen erfordert bestimmt noch einmal ganz anderes Know How.

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