Netzabdeckung im Leuchtturm

Niederlande, Ungarn, Litauen, Tschechien, Schweden, Belgien, Estland, Lettland, Spanien, Finnland, Dänemark, Kroatien, Luxemburg, Slowenien, Slowakei, Vereinigtes Königreich, Griechenland, Österreich, Portugal, Bulgarien, Rumänien, Polen, Italien und Frankreich. All diese Länder sind besser als wir. All diese Länder haben in Europa eine bessere Netzabdeckung mit LTE als Deutschland. In all diesen Ländern können die Menschen also an mehr Orten über den auch 4G genannten LTE-Standard schneller mobil surfen, als hierzulande.

Die Netzabdeckung der Spitzenreiter einer aktuellen Studie, USA, Japan und Südkorea, beträgt übrigens über 90%. Deutschlands liegt dem Speedcheck Mobilfunk Report 2019 zufolge bei nur rund 65%. Damit sind wir weltweit sogar nur auf Platz 70. Dass die Mobilfunkanbieter trotzdem von 98% (Telekom), 93% (Vodafone) bzw. 88% (Telefónica) sprechen, liegt daran, dass diese nicht die Fläche, sondern die erreichten Kunden messen. Drei Antennen in Berlin City erreichen halt hundert Mal mehr Menschen als drei Antennen in der Mecklenburgischen Seenplatte.

Nun wird es aber noch schlimmer mit der Netzabdeckung in Deutschland! Jetzt schalten die Mobilfunkbetreiber sogar noch einige Antennen ab! Absichtlich! Kein Witz! Seit dem 11.Juni und noch bis Ende August sind von Montag bis Donnerstag zwischen 8 und 15 Uhr, sowie freitags von 8 bis 12 Uhr südliche Teile der Insel Sylt nicht mehr per Mobilfunk erreichbar! Und zwar nur, weil die Mobilfunkbetreiber in dieser Zeit ihre Antennen auf dem Leuchtturm Hörnum abschalten!

Was sich wie ein schlechter Scherz anhört, hat seine Ursache im Arbeitsschutz. Die Antennen im Süden von Sylt stecken auf dem Hörnumer Leuchtturm. Und dieser Leuchtturm wird gerade renoviert und erhält deshalb einen neuen rot-weißen-Außenanstrich. Damit die Maler keiner erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt sind, werden die Antennen abgeschaltet, während die Pinsel geschwungen werden. Montag bis Donnerstag von 8 bis 15 Uhr und am Freitag von 8 bis 12 Uhr eben. Und in dieser Zeit liegt die Netzabdeckung in Deutschland dann wohl sogar unter den 65% der Studie.

Schlechter als hier surft man in Europa übrigens nur auf der „grünen Insel“. Mit unserem Platz 70 und 65% Netzabdeckung sind wir ja geradezu super bedient, wenn man das mal vergleicht. Irland schafft gerade mal 57% Netzabdeckung. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Iren andauernd ihre Antennen abschalten müssen, weil sie permanent ihre frischen, saftigen Wiesen grün anmalen. Zumindest Montag bis Donnerstag von 8 bis 15 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr.


Bildnachweis: via Wikipedia

Ausschnitt von https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6rnum_(Sylt)#/media/Datei:H%C3%B6rnum_Leuchtturm_Sommer2014.JPG

Fotograf: Nordenfan https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Nordenfan

 

3 Kommentare zu “Netzabdeckung im Leuchtturm

  1. Es ist wirklich ein Trauerspiel mit der Netzabdeckung in Deutschland, sowohl im Festnetz (Breitband) als auch im Mobilfunk.
    Letztlich ist dies auch ein Politikversagen, dass die Ausschreibungen nicht die Versorgung der Fläche berücksichtigen und die Klagen darüber höre ich seit Jahren ohne dass sich etwas bessert.
    Auch mit dem neuen Standard 5G wird sich nichts grundlegend bessern, da der nötige Glasfaserausbau für die Funkmasten nicht voran geht.
    In Berlin lebt die Hälfte der Einwohner von Transfergeldern, wie Renten, Pensionen, ALG I und II, … Wenn man sich verschmähten ländlichen Raum wie dem Sauerland, Schwarzwald oder Saarland bewegt, fährt man an mehreren Weltmarktführern vorbei. Diese „Hidden Champions“ bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Leider interessieren sich ausländische Investoren, etwa aus China, mehr für diese mittelständischen Firmen als die deutsche Regierung.

  2. Das hat schon seit Jahren Methode.
    Ich will nicht behaupten zum Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu gehören, aber dennoch lebe ich in eher ländlichem Gebiet am Fuße der schwäbischen Alb und bin immerhin in der IT tätig, und das nun mittlerweile auch seit 20 Jahren. Früher wurde uns „Landeiern“ doch ersnthaft vorgeworfen wir wären selbst schuld am schlechten Netz, sollen wir doch in die Städte ziehen, oder das sei ausgleichende Gerechtigkeit dafür dass unsere Mieten und Grundstrückspreise niedriger sind.
    So als hätten nur die Städter Anschluss ans 21. Jahrhundert verdient…. gerade diejenigen die dann in den Sommerferien die Campingplätze auf dem Lande unseicher machen und deren Sprösslinge uns Einheimische dann anpöbeln, auf dem Lande sei ja garnichts los….

    Sorry, aber die Egozentrik der Berliner und auch der „Großkopfadn“ an sich geht mir gehörig auf die Nüsse. Bei der sogenannten „Verkehrswende“ das gleiche Speil, die Maßstäbe von Stadtbewohnern die im Umkreis von 20 Metern um eine S-Bahn-HHaltestelle wohnen, werden als Maßstab genommen das Ende des Autos udn dessen Sinnlosigkeit zu proklamieren und das wird einfach auf alle 80 Millionen Deutschen verallgemeinert.
    Dass ich hierzulanmde für die 25km Arbeitsweg die ich mit dem Auto in <30 Minuten schaffe, mit den Öffentlichen über 80 Minuten unterwegs wäre, wird geflissentlich übersehen.
    Früher hatten wir das Geozentrische Weltbild, dann kam das Heliozentrische Weltbild und mittlerweile sind wir beim Egozentrischen Weltbild angekommen o_o

  3. Jetzt hatte ich einen langen Text geschrieben und bei der Captcha-Prüfung war ein Fehler und der ganze Text gelöscht! Sehr, sehr ärgerlich, ich habe meine Zeit auch nicht zum Verschenken!

    Bei dieser Untersuchung muss man auch wissen, auf welcher Basis die Daten erhoben werden.
    Speedcheck bezieht sich auf Messung bei ca. 7,4 Millionen Haushalten. Da sagt man doch, super. So eine Messung will ich sehen, weil das auf Basis der Anwender passiert und nicht irgendwelchen abstrakten Messwagen.
    Jetzt sollte man aber einige Spezialitäten in Deutschland kennen
    Genauso wie es das Phänomen der Discounter Aldi, Lidl, Penny und Netto in dieser Ausprägung nur in Deutschland gibt, so gibt es das auch bei den Mobilfunktarifen.

    Ungleich mehr als im Ausland gibt es Billiganbieter bei den Wiederverkäufern. Dahinter stehen zwar auch immer die drei Netzanbieter, aber diese Billiganbieter haben oft auch Einschränkungen.

    Viele Billigtarife haben nur maximal 3 G (UMTS/HSPA), kein LTE.
    Viele Tarife der Billiganbieter erlauben nur begrenzte Download-Mengen. Ab der Grenze von 500, 1000 oder 2000 MB fällt der Tarif auf 2G (GSM/Edge) zurück.
    Beides wird natürlich bei speedcheck mitgemessen. Mehr Smartphones als in den Nachbarländern surfen beim Testen nur im 3G oder gar 2G-Netz. Das verringert die durchschnittliche Datenrate extrem und lässt Deutschland weit zurückfallen. Obwohl das Netz an sich viel leistungsfähiger ist, als in der Statistik ausgewiesen.

    Ich würde nicht sagen, dass wir an der Spitze lägen. Liegt auch daran, dass durch die unsäglichen Auktionen in Deutschland (3G/UMTS und erst kürzlich zu 5G) das Geld für den Netzausbau fehlt. Vor allem der soziale Ausbau muss warten (sozial = Ausbau in Gebieten, wo erst in vielen Jahren oder gar nie ein ROI zu erwarten ist).
    Die letzte Auktion war auch so angelegt, dass keine gleichmäßige Verteilung an Frequenzen möglich war. Es war also bewusst so angelegt, dass am Ende nur 1 Gewinner in Bezug auf Frequenzen da sein konnte. Finanziell haben alle verloren, vor allem die Kunden.
    Speedcheck verschweigt diesen Aspekt leider. Der Test dient also hervorragend zum Provider-Bashing.

    Fazit:
    Dieses Discounter-Phänomen (auch im Mobilfunk) ist in Deutschland in dieser Stärke einzigartig.
    Zweifellos könnte die Mobilfunkabdeckung besser sein! Positiv ist die Verteilung der Frequenzen über Auktionen dafür nicht.

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