Frisch erpresster Datensalat

Seit Jahren sagen Leute zu mir: „Auf einem Mac brauche ich doch keinen Virenscanner, weil es da gar keine Viren gibt. Oder?“ Und ich antworte immer: „Doch, natürlich gibt es auch Viren für den Mac. Und deshalb sollten Sie auch dort einen Virenschutz haben.“ Tatsächlich gibt es im Vergleich zu einem Windows-PC aber deutlich weniger Schadsoftware die ein Gerät mit dem Apfel-Logo angreift. Das liegt aber daran, dass es auch viel weniger Macs gibt, im Vergleich zu PCs mit Windows-Betriebssystem. Trotzdem gibt es natürlich auch Viren für den Mac.

VirusAktuell grassieren für Apfelgeräte zum Beispiel die Schadprogramme, die einem alle persönlichen Daten und Bilder mit dem praktisch unknackbaren AES-Algorithmus verschlüsseln – und so unbrauchbar machen. Dann wird der User erpresst: „Zahle 1.000€. Nur dann schicke ich dir das Programm zum Entschlüsseln.“ Ransomware nennt man diese Viren, abgeleitet vom englischen Begriff für Lösegeld (ransom).

Perfiderweise rief kürzlich ein FBI-Ermittlungsleiter dazu auf, das Lösegeld zu bezahlen (im Gegensatz zum deutschen BSI und dem LKA), denn die „Polizei sei machtlos“. Für mich ist das aber lediglich eine Rauchbombe, die beim Normalbürger Angst vor Verschlüsselung schüren soll. Tatsächlich schützt uns Verschlüsselung – auch vor dem FBI und der NSA. Die Aussage zeigt lediglich, dass eine gute Verschlüsselung auch von den Behörden nicht geknackt, und daher ebenso von bösen Menschen missbraucht werden kann – aber das ist ja nichts Neues. Das wusste Johann Klüber schon 1809.

Gegen Ransomware schützt dummerweise auch kein Backup – wenn die Backupfestplatte oder die private Cloud dauerhaft am Rechner angeschlossen ist. Das Backup wird nämlich gleich mit verschlüsselt. Schutz bieten Ihnen nur diese drei Dinge:

  • zumindest einmal im Quartal die Daten zusätzlich auf eine externe Festeplatte sichern und diese Abstöpseln,
  • wirklich (!) keine Anhänge in Emails öffnen, die man nicht erwartet und
  • ein aktueller Virenscanner – egal ob auf dem Mac oder Windows

Dass Viren jetzt auch für Macs immer stärker im Kommen sind, liegt schlichtweg daran, dass Hacker halt auch nur Geschäftsleute sind. Sie arbeiten nach einem Businessplan. Lohnende Geschäftsfelder werden beackert, unrentable ignoriert. Offenbar gibt es mittlerweile genügend Apple Geräte im Markt, so dass Viren für OS X ein rentables Geschäft sind. Wahrscheinlich hat auf dem letzten Hacker-Kick-Off für 2016 der Ober-Hacker die Losung ausgegeben: „Kollegen, unsere Marktdurchdringung auf Windows PC ist gesättigt, die Gewinne stagnieren. Der Forecast und die Budgetplanung für das kommende Jahr sieht aber eine Steigerung von 10% des EBIT, also des Gewinns vor Zinsen und Steuern, vor. Geht also hinaus und erschließt uns neue Märkte. Sonst müssen wir nächstes Jahr Personal abbauen – und das kann doch keiner von Euch wollen.“


Bildnachweis: asrawolf – Fotolia

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