Fakten, Fakten, Fakten

Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber nicht das Recht auf seine eigenen Fakten.“ sagte einmal Daniel Patrick Moynihan.

Das Zitat des ehemaligen Senators von Baltimore wurde in der Washington Post vom 25.April 1987 abgedruckt. Moynihan sprach seine weisen Worte 13 Jahre vor der Gründung von Facebook und 15 Jahre vor der Gründung von Twitter. Und doch treffen seine Worte heute, in der Zeit der sozialen Medien, mehr zu, als jemals zuvor. Donald Trump scheint das egal zu sein.

Auf Twitter und bei Interviews dreht und wendet er „seine Fakten“ so hin, wie er es braucht. Alleine letztes Jahr hat ihm die New York Times im Faktencheck mehr als 7.413 nachweislich falsche oder irreführende Aussagen nachgewiesen. Das sind 20 falsche Fakten pro Tag!!

Sie finden es abartig, dass Trump 20 Mal pro Tag lügt? Dann schauen Sie mal in den Spiegel! Die Süddeutsche Zeitung hat berichtet, dass jeder Mensch im Schnitt pro Tag rund 200 mal lügt! Diese Zahl hat die SZ aus mehreren Diplomarbeiten und einer Studie des amerikanischen Psychologen Jonathan Frazer gemittelt. 200 Lügen – jeden Tag! Wir sollten daher jede Information, die uns aufgetischt wird, hinterfragen. Insbesondere die, die täglich in den Timelines und Storys von Twitter, Facebook und Instagram an uns vorbeirauschen. Weil wir sonst Dinge glauben weil wir gar keine Zeit haben, sie zu prüfen. Die wir glauben (müssen), weil schon längst die nächste Info angeflogen kommt. Das hilft denjenigen, die uns manipulieren!

Wenn Sie mir jetzt zustimmen…. Danke. Dann hat es wunderbar funktioniert! Sie unterstützen jetzt meine Meinung, weil Sie meinen Fakten geglaubt haben. Dabei waren alle meine Fakten in diesem Text falsch: Das Zitat stammt von Bernhard Baruch, nicht von Daniel Moynihan (der aus New York kommt, nicht aus Baltimore). Es stand auch nicht in der Washington Post, sondern in der New York Times. Dafür stammt Trumps Faktencheck aus der Post. Alle Jahreszahlen habe ich vordatiert. Und Trump hat 2019 nicht 7.413 Falschaussagen getroffen, sondern sogar 15.413. Also 42 pro Tag, nicht 20. Und die 200 Lügen pro Tag sind auch gelogen, es sind in Wirklichkeit nur zwei. Das hat die WELT 2012 herausgefunden, nicht die SZ. Die genannte Studie und den Psychologen gibt es übrigens auch nicht.

Und wissen Sie, warum das Faktenverdrehen, das ich hier gemacht habe, immer häufiger vorkommt? Weil es den meisten Menschen in den sozialen Netzwerken wichtiger ist, populäre Aussagen zu treffen, als richtige. Aber das stimmt doch jetzt, oder?


Bildnachweis: Erwin Wodicka via Fotolia (wirklich!)

4 Kommentare zu “Fakten, Fakten, Fakten

  1. Oder:
    Wer nichts weiß muss alles glauben!
    Ich bin in keine sozialen Medien unterwegs. Meine Informationen und Nachrichten beziehe ich alters gemäß aus den öffentlich Rechtlichen.
    Warum?
    Bei der letzten Präsidentenwahl in den USA hat ein Reporter, der für die New York Times aus Deutschland berichtet, in einem Interview sinngemäß gemeint, dass alle Medien in den USA kommerziell sind und dem zu Folge Geld verdienen müssen. Und somit Informationen so aufbereiten oder aufblasen, um möglichst viele zu erreichen. Und wenn die auch nicht ganz richtig sind (alternative Wahrheiten), so stimmt dafür aber der Umsatz.
    Die öffentlich Rechtlichen sind hier so ziemlich raus. Sicher sind hier die Informationen auch nicht immer korrekt. Aber es besteht nicht der Druck Gewinne zu generieren. Die Damen und Herren bezahlen ja wir.

    • Schau mal (das ist aus der WELT):
      Wie oft lügt der Mensch? 200 Mal pro Tag? Das ist jedenfalls die Zahl, die im Internet am häufigsten genannt wird und auch in Medien, Vorträgen und sogar Diplomarbeiten auftaucht.

  2. Naja, wer John Swinton kennt, der sollte wissen dass dei Redewendung „Lügen wie gedruckt“ nicht von ungefär kommt.
    Die Floskel mit Meinnung und Fakten ist aber auch nur zum Teil sinnig. Denn „Fakten“ alleine sagen noch garnichts aus, sondern erst deren Interpretation – Und die ist hochgradig Meinungsabhängig.
    Außerdem ist an Fakten immer so ein gewisses Problem mit deren Anzahl… einige fehlen einfach fast immer. – Und genau die sind es oft, die die ganze Angelegenheit in ein andres Licht rücken könnten.
    Man sollte sich also weniger Fragen welche Fakten man kennt, sondern viel eher, welche man _nicht_ kennt. Nicht nur Medallien und Münzen haben zwei Seiten…
    Man muss also garnicht unbedingt lügen -Weglassen einiger Informationen (oder „Fakten“) Genügt völlig um eine gewisse, manipulative Wirkung zu erzielen.
    Sieht man schon im Kindergarten… das Kind das heulend zur Erzieherin rennt und lauthals jemanden beschuldigt, bekommt recht… – da wird selten gefragt was besagtes „Opfer“ vorher angestellt hat um die angeprangerte Behandlung zu verdienen… Und besagtes Kind ist auch nicht so dumm der Erzieherin auf die Nase zu binden dass es selbst mit der Pöbelei angefangen, oder dem anderen Kind das Pausenbrot geklaut hat…
    Trotz solcher einfacher Beispiele, die wir wohl alle aus dem Leben kennen, glauben viele immernoch dass die Welt schwarz und Weiß sei, und dass wir (natürlich) immer und überall die Guten sind und alle anderen weahlwise böse, dumm, naiv, unfähig oder fehlgeleitet, nicht unserem Beispiel zu Folgen und die Dinge so zu sehen und zu handhaben wie wir das tun… dass die vielleicht gute Gründe dafür haben… nunja da sind sie wieder, die fehlenden Fakten.
    Dass die öffentlich rechtlichen weniger Lügen als die anderen halte ich für ein Märchen, die lügen nur in einer anderen Richtung – schließlich beißt keiner die Hand die ihn füttert, und auch ein Intendant oder Korrespondent will seinen Job behalten….

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