Wenn die Macht am 4.Mai kommt

1997 entstand mit dem Altavista Babelfish der erste Übersetzungsdienst im Netz. Er sollte nicht nur einzelne Worte,  sondern ganze Sätze übersetzen können. Das mit der Grammatik hatte jedoch so seine Tücken und lief nicht rund. Wenn statt Spaghetti „Isolationsschlauch mit gehacktes Fleisch Soße“ auf der Speisekarte steht, dann hat der Übersetzer aus dem Netz mal wieder zugeschlagen. So etwas wäre einem staatlich geprüften Übersetzer sicherlich nicht passiert. Nur, warum schaffen es die Programme im WWW aus Hartweizengrieß-Teigwaren eine dämmende Röhre aus dem Baumarkt zu machen?

Die ersten automatisierten Übersetzungsdienste konnten von Deutsch oder Italienisch nur in eine Sprache übersetzen: ins Englische. In beide Richtungen zwar, aber Englisch war immer mit im Spiel. Wer also eine italienische Speisekarte ins Deutsche übertragen wollte, dem transferierte das System die Speisenamen erst vom Italienischen ins Englische und dann vom Englischen ins Deutsche. Dabei geht schon mal der Zusammenhang verloren und bei einem im Englischen zweideutigen Begriff wie Spaghetti ist nicht mehr klar, ob es um Essen oder Baumaterialien geht.

Heute können moderne Rechner die Grammatik analysieren und ohne den Umweg über Englisch transferieren. Für Ende 2014 ist sogar ein computerbasierter Echtzeit-Dolmetscher für Skype angekündigt. Wer dann mit dem Ausland videotelefoniert, braucht überhaupt keine Sprachkenntnisse. Eine Computerstimme übersetzt fast wie ein Simultandolmetscher im Fernsehen. Das System ist jedoch noch nicht zu 100% ausgereift. Es benötigt eine klare und sehr, sehr deutliche Aussprache. Wenn ein Sachse mit einem Texaner skyped, gibt’s wahrscheinlich erst einmal ’nen knackigen Systemabsturz.

Menschliche Übersetzer haben also noch die Nase vorne. Sie verstehen nuschelnde Menschen, verwechseln keine Nudeln mit Schläuchen und erkennen sogar Wortwitze. Als der StarWars-Regisseur George Lucas in einem Interview „May the force be with you“ sagte, übersetzte der N24-Dolmetscher das statt in „Möge die Macht mit Dir sein“ in „Am vierten Mai sind wir bei Ihnen“. Dank Stefan Raab wurde der gute Mann zum Gespött im Netz. Was jedoch kaum einer weiß: Die Filmgesellschaft warb für den Kinostart am 4.Mai 2005 tatsächlich mit dem schönen Wortspiel: „May the 4th be with you“.

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