Warnung: Dieser Text enthält verstörende Informationen

Immer öfter klebt irgendwo so ein absurder Warnhinweis. Achtung, dieses Messer ist scharf. Oder noch besser: die Warnung vor heißer Flüssigkeit auf den Kaffeebechern der Schnellrestaurants. Und nun sollen auch noch Bücher mit Warnhinweisen versehen werden. Kein Scherz, in Amerika wird das tatsächlich schon diskutiert.

In den USA ist das Thema aber auch nicht neu, dort erhalten seit Jahren Kinofilme und Computerspiele entsprechende Hinweise. Selbst Musik-CDs sind nicht ausgenommen – insbesondere wenn Rapper anderen Rappern in Liedern Gewalt androhen. Der rote Aufkleber „Parental Advisory – Explicit Lyrics“ wurde schon bald zum Kult und neben den Schallplatten gibt es heute sogar T-Shirts und Kaffeetassen damit zu kaufen – aus Spaß versteht sich.

Nicht ganz so viel Spaß verstehen die prüden Amerikaner offenbar, wenn Bücher verstörende Inhalte oder unangemessene Sprache beinhalten. Bücher in denen sich Eltern streiten, würden dann folgenden Aufkleber erhalten: „Enthält leichte häusliche Gewalt“, während eine Lektüre über Jugendkultur auf dem Schulhof einen roten Hinweisaufkleber mit der Warnung „Enthält keine ganzen Sätze mit Objekt und Prädikat“ erhalten könnte.

Also mal ganz ehrlich, diese absurde Idee grenzt ja schon fast an eine dieser bescheuerten EU-Verordnungen. Bisher hat sich so etwas immer selbst geregelt. Schon vor hundertfünfzig Jahren wurden Bücher mit verstörendem – weil erotischem – Inhalt ohne Warnhinweis verkauft. Freilich lag dieser „Schund“ nicht offen aus, sondern wurde im Tresen in der „untersten Schublade“ aufbewahrt – daher auch diese Redewendung. Hunderte Käufer wussten, dass der Inhalt der Bücher unter dem Tresen genau das ist, was sie lesen wollten und Buchhändler sprechen daher auch von Bückware, weil der reißende Absatz langsam aber sicher zu Rückenschmerzen führte.

Aber Moment mal: wenn verstörende Inhalte den Absatz steigern, vielleicht kommt der Vorschlag mit den Warnhinweisen auf dem Buchcover dann ja von den Verlagen selbst. Ich stelle mir gerade den Umschlag von Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ vor. Da gäbe es gar kein Cover mehr, da wäre nur ein einziger großer roter Warnhinweis. Und ich schwöre Ihnen, das Buch wäre dann auch bei den Vierzehnjährigen der Renner. Und zwar genau wegen diesem Warnhinweis! Wenigstens wird dann wieder mehr gelesen.

Ergänzumg 06.08.2014: Mein geliebtes Nachrichtenportal „Der Postillon“ weiß, dass die Bundesregierung sogar noch einen Schritt weiter geht: Bundesregierung beschließt, deutsche Waffenexporte mit Warnhinweisen zu versehen

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