Spielzeug-Roboter läuft Amok

Auf einer Messe im chinesischen Shenzhen hat ein Spielzeug-Roboter einen Mann brutal angegriffen, ihn überrollt und geschlagen. Das Opfer wurde schwer verletzt in eine Klinik gebracht, nachdem es den Roboter daran hindern wollte, den Messestand zu zerschlagen. Das berichtet T-Online unter Berufung auf das russische (deutschsprachige) Internetportal „Sputnik“ und soziale Medien. Dazu gibt es Fotos, die die Messe, den Roboter und sein Opfer zeigen. In Anlehnung an Schwarzeneggers Kinohit „Terminator 3“ wird schon von der „Rebellion der Maschinen“ gesprochen, denn der Roboter griff „vermutlich bewusst“ an.

Echt jetzt?

roboter läuft amokLiebe T-Online-Redaktion, das glaubt ihr doch selbst nicht, oder? Schaut euch den „Roboter“ doch mal an. Das Gefährt kommt doch nicht mal über eine 5cm hohe Stufe. Wie soll der jemandem übers Bein rollen? Und die Ärmchen … sind das überhaupt Arme? Mit denen soll das Teil einen Messestand zerlegt haben? Ganz ehrlich, da ist Bernd das Brot ja noch gefährlicher – und der kann sich nicht mal an der Nase kratzen.

Das vermeintliche Opfer auf dem Foto scheint hingegen wirklich verletzt zu sein. Allerdings sieht das eher nach einer Knöchelverstauchung oder Kreislaufproblemen aus – aber zugegeben, das ist von mir nur geraten.

Gefährliches Abschreiben

T-Online ist eines der größten Internetportale Deutschlands. Es wird nach eigenen Angaben täglich von rund einer Millionen Menschen gelesen. Wie kann es sein, dass die  einer derart absurden Meldung eine ganze Seite widmen? Dieses Beispiel zeigt etwas, was mich in letzter Zeit ziemlich beunruhigt. Immer häufiger werden Meldungen ohne Prüfung abgeschrieben. Die Newsportale und Redakteure verstecken sich andauernd hinter Halbsätzen wie: „die Webseite xyz berichtet, dass“ oder „nach Angaben in den sozialen Netzwerken“, anstatt selbst Recherche zu betreiben – oder einfach mal das eigene Hirn anzuschalten.

Vielleicht liegt es – zumindest in diesem Beispiel – daran, dass die T-Online-Nachrichtenseite vor gut einem Jahr von der Firma Ströer übernommen wurde. Und die sind gar keine Nachrichtenredaktion, sondern … Werbevermarkter. Das erklärt nicht nur warum t-online.de mittlerweile durch übergroße Werbeeinblendungen teilweise unbenutzbar ist. Wie der Blog „Ich glaube, es hackt“ unter Berufung auf sich selbst berichtet, gibt es bei T-Online neuerdings ein gesteigertes Interesse an klickträchtigen Überschriften (was man Clickbaiting nennt). Mit möglichst vielen Seitenaufrufen und Werbeeinblendungen sollen höhere Einnahmen erzielt werden. Laut irgendwelchen Berichten aus irgendwelchen sozialen Medien, fehlen dem Chef von T-Online nämlich noch genau 47.119,-€ für den neuen Porsche.

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